Samstag, 17. Dezember 2011

Ruhm für den FTF - Tod nach STF

Beide hatten schon ausreichend Erfahrung mit „First To Find“ Locations gemacht und beide waren mit ihren Teams auch erfolgreich gewesen. Als sie sich beide entschlossen, bei einer speziellen Location den FTF zu loggen, da begann ein mörderischer Wettlauf, bei dem der eine als Sieger Ruhm und Ehre erntete und der andere enttäuscht auf dem Rückweg zu Tode kam.

Vor 100 Jahren machte sich der britische Marineoffizier und Polarforscher Robert F. Scott mit seiner Mannschaft an Bord der „Terra Nova“ auf dem Weg in die Antarktis, um als 1. Mensch den Südpol zu erreichen und den Ruhm dieses Erfolgs dem Brisish Empire zu sichern. Unterwegs erhielt Scott ein Telegramm des norwegischen Polarforschers Roald Amundsen mit der kurzen Information, dass er mit der „Fram“ auf dem Weg in die Antarktis sei. Das Rennen begann!
Als Experten im Umgang mit Schlittenhunden war Amundsen gegenüber den Engländern mit ihren Ponys im Vorteil und so erreichte der Norweger am 14. Dezember 1911 mit drei Begleitern als erster Mensch den Südpol. Als dann Scott mit vier Begleitern am 18. Januar 1912 den Südpol erreichte und ein Zelt mit norwegischer Flagge entdeckte, war er über diese Niederlage zutiefst enttäuscht. Auf dem 1.300 km langen Rückweg zum Schiff ist Scott mit seiner Gruppe Ende März durch fehlende Nahrungs- und Brennstoffvorräte ums Leben gekommen. Dabei waren sie nur noch knapp 18 Kilometer von einem vorher angelegten Lebensmitteldepot entfernt.

100 Jahre später ist es um einiges leichter und weniger gefährlich die Antarktis und den Südpol zu besuchen. Für Geocacher würde sich die Reise zum rund 15.500 km entfernten Südpol auch noch lohnen, denn FTFs gibt es dort immer noch zu loggen. 39 Caches, vom Traditional, Virtual und Earthcache bis zur Webcam, sind in der Antarktis verstreut und viele davon wurden bisher noch kein einziges Mal gefunden.

Steve (Licorice) entwickelte mit Penguin Dance und Seal Splash sowie der Webcam Antarctic Views Anfang 2003 gleich drei Caches, bei denen es bis heute nur Note-Logs gibt. Meist virtuelle Drops von Travel Bugs und Coins. Als zusätzliche Logbedingung verlangt er bei Seal Splash auch ein Foto mit Cacher, GPS und einem Tier innerhalb der Grenzen der Davis Station. Pinguin, Robbe oder was auch immer. Zumindest wird in der Antarktis kein Foto mit einem Eisbär verlangt.
Einer der ältesten Caches ist der Virtual Winter Wonderland, den es seit November 2002 als 1,0/1,0 (!) in der Nähe der McMurdo Station gibt. Mit Foto des McMurdo Station Schildes wurde dieser Cache schon 33 Mal geloggt. Manchmal scheint es dort aber auch gemütlich zuzugehen, wie Coastal Eddy mit seinem Logfoto vom Oktober 2004 beweist.

Direkt am Südpol liegt No Further South From Here. RSWrench als Owner des Virtuals bedauerte, hier keine Dose auslegen zu können. Der exakte Südpol wird nämlich jedes Jahr neu vermessen und die Markierung entsprechend justiert, da sich der exakte Punkt des Südpols durch die Eisdrift Jahr für Jahr verlagert. Wenn es auch keinen realen Cache gibt, hier kann man die Erde statt in 80 Tagen schon in einer Sekunde umrunden.
26 mit Foto dokumentierte Funde stehen bei diesem Cache gegen 108 Notes mit virtuellen TB Drops. Aber ab und zu findet auch real ein TB seinen Weg zum Südpol. Physicschick war im Januar 2008 mit Black Devil Ducky an der Markierung.
Ein übereifriger Reviewer hat im Februar 2011 „Need maintenance“ und die Androhung der Archivierung geloggt, falls sich der Cache Owner nicht mindestens einmal im Monat einloggt. Das hat nicht nur die 120 Cacher, die diesen Cache auf der Watchlist haben, köstlich amüsiert.
Als Nzkeko bei S 90.00.000 000.00.000 seinen Südpolcache loggte soll die Temperatur bei – 56,7 Grad Celsius gelegen haben. Was für ein Unterschied zum Foto von Coastal Eddy auf seinem Ruhebett oder den gewünschten Badefotos von Deception Island. Der Owner dieses ECs scheint mir mit seiner Logbedingung fast ein Sadist zu sein. Und siehe da: Der Owner Dutzig stammt aus Sachsen und ist auch der Owner von Antarctic Peninsula
In der Cachebeschreibung schwingt er vor der argentinischen Forschungsstation Almirante Brown fröhlich die sächsische Landesfahne.
Zwar ohne Fahne, aber vielleicht mit dem Badner Lied auf den Lippen, hat hampf aus Karlsruhe Anfang Juni 2011 seinen Besuch beim EC Earth’s Orientation – South Pole gefeiert und beim Besuch einiges über Erdmagnetismus gelernt.
So haben auch deutsche Geocacher - nicht nur bei einem archivierten Couch-Potato-Cache sondern auch real - ihre Spuren in der Antarktis hinterlassen.
Auf eine Spur muss man allerdings nicht besonders stolz sein: Bla BlubbFFM und sein Log beim einzigen Multi OAE Treasure
Den hat er als STF am 08.10.2011 mit Bla BlubbFFM wahr hir geloggt - wie auch am gleichen Tag einige andere Caches von Irland bis Polen und von Japan bis Canada. Eine tolle Leistung für jemanden, der bei seinen bisherigen 56 finds nicht über Hessen hinaus gekommen ist.
Aber Lügen und Fake-Logs hat es ja auch schon früher bei diversen Expeditionen, Erstbesteigungen und anderen Herausforderungen gegeben.

3 Kommentare:

  1. Tolle Recherche in spannendem Artikel! Bitte mehr davon...

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  2. D1 T5++++++++++++++++++++++++++++++++++

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  3. Ergänzung:
    Über einen Cache GC219KH des deutschen Cachers Skidoofahrer in der Nähe der neuen deutschen Antarktis Station Neumayer III berichtet Steinmann in seinem Blog.

    Hier die links:
    Blog: http://steinmann33.blogspot.com/2012/02/cachen-in-der-antarktis.html
    GC219KH: http://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?guid=86326899-02d4-4c5e-9d70-4ff1e87aa263

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