Sonntag, 8. Januar 2012

I'm really sorry Karin!

Schon drei Tage dauerte die Konferenz in einem Ressort 30 km nordwestlich von Johannesburg. Wir haben in großer Runde präsentiert und diskutiert, in kleinen Arbeitsgruppen Optionen entwickelt und wieder verworfen und uns auf eine gemeinsame Strategie zusammengerauft.
Nur eines hatten wir nicht: Einen Cache in Südafrika gefunden. Das war aber mein ureigenes Problem und den Kollegen war das relativ egal. Die freuten sich über das touristische Beiprogramm, das unsere südafrikanischen Freunde organisiert hatten.
Im offenen Pick-Up fuhren wir durch Wildparks, vorbei an vor sich hin dösenden Löwen, beobachteten leicht schaudernd aus kleinem Abstand hässliche Wildhunde, grazile Antilopen und Giraffen oder nahmen mit dem Pick-up vor einem anstürmenden Nashorn Reissaus.
In der „Cradle of Humankind“, der Wiege der Menschheit, stiegen wir in die Kalksteinhöhlen von Sterkfontein ab, wo 1947 die 2,3 Millionen Jahre alten Knochen von Mrs. Ples gefunden wurden. 1997 entdeckte man in einem Seitenarm der Höhle „Little Food“, das Skelett eines 2,5 bis 3 Millionen Jahre alten Australopithecus, einem Vorläufer des Homo sapiens. Nur ein einfacher Maschendrahtzaun trennte uns damals von der Fundstelle. Ich musste unwillkürlich an Paul Simons „Under African Skies“ denken, als ich davor stand.
Aber auch der mir noch fehlende Afrika-Cache tauchte immer wieder schmerzhaft in meinem Denken auf.
Viel Optionen gab es damals, vor sechs Jahren, noch nicht. In der Provinz Gauteng existierten weniger als 50 Caches. Ich hatte mir daheim den Magnetic Mudstone als relativ einfaches und leicht erreichbares Ziel ausgesucht. Heute gibt es im Umkreis von 25 km von diesem Cache über 650 Dosen. Auf einem Powertrail, der von der Form her an einen degenerierten Ebola-Virus erinnert, kann man in der Nähe der Cradle of Mankind World Heritage Site bei einer Autofahrt von rund 50 km 250 Caches loggen und bei Pretoria existiert ein ähnlicher Trail.
Vor dem Rückflug aus dem heißen Südafrika in den kalten Winter Deutschlands habe ich mir dann einen Tag frei genommen. Meine afrikanischen Freunde wollten nicht zulassen, dass ich mit dem Taxi allein in den Walter Sisulu Botanic Garden fuhr und so wurde eine Kollegin ausgeguckt, die mich bei der Exkursion begleiten sollte. Richtig informiert wurde Karin allerdings nicht, denn am nächsten Morgen stand sie im kleinen Business Outlook im Hosenanzug mit einer Bluse, mit halbhohen Schuhen, Handtasche und Regenschirm für den Ausflug in den Botanischen Garten zur Abholung im Ressort. Blumen anzuschauen und Schmetterlinge zu beobachten – wie sie vielleicht dachte, war aber nicht mein Ziel.
Wir promenierten durch den kleinen Park zu einem beeindruckenden Wasserfall, um dann auf den „Geological Trail“ abzubiegen. Auf einem schmalen steinigen Pfad ging es bergauf. Empfohlen wurde in der am Eingang erhaltenen Beschreibung für den 2 ½ stündigen Rundweg genügend Wasservorräte und eine Kopfbedeckung mitzunehmen. Beides hatten wir nicht. Komisch, im Cachelisting war noch von 45 Minuten die Rede gewesen.
Steil und steiler ging es über Felsen bergan und die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf Karins Stirn. Auch mir erging es nicht besser, nur hatte ich das etwas bequemere Outfit. Bald atmete sie schwer und mit mehreren Verschnaufpausen und ziemlich verschwitzt erreichten wir das Plateau und bald war auch mein 1. Cache in Afrika freudig erregt gefunden.
Nur Karin lächelte etwas schmerzvoll und säuerlich. Das Leder ihrer Schuheabsätze war von den spitzen Steinen zerkratzt und nicht mehr business-like, ihre Bluse hatte an Schultern und Rücken große Schweißflecken und sie selbst einen verschwitzten knallroten Kopf.

So sorry Karin, aber wenn sich Geocacher etwas in den Kopf setzen, dann kann man sie kaum etwas stoppen und Rücksicht nehmen sie auf der Jagd nach dem 1. Cache in Afrika dann auch nicht mehr. So hatte sie sich den Ausflug in den Botanischen Garten wohl nicht vorgestellt.
Freunde sind wir aber trotzdem geblieben.

2 Kommentare:

  1. Nett geschrieben. Das Lesen hat Spaß gemacht!
    Danke für den Bericht!
    Vielleicht komme ich da auch irgendwann mal hin!
    LG
    Nigel983

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  2. Tja, die pure Anzahl der Dosen weltweit steigt enorm, nur richtig schöne sind immer noch eher selten.
    Wir lernten einen netten Geocacher aus Gauteng in Namibia kennen. Gern hätte ich einen lockeren Mailkontakt gehalten, aber er nicht. Schade!

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