Die Schritte beschleunigen sich, der Puls schlägt spürbar schneller, man atmet kurz und heftig, der Mund wird trocken, die Hände feucht und auf der Stirn bilden sich erste Schweißtropfen. Die Spannung und der Adrenalinausstoß steigen, wenn man nur noch wenige Meter vom Cacheversteck entfernt ist.
Mitunter findet man aber statt dem Cache auch Dinge, nach denen man überhaupt nicht gesucht hat und dann ist die Erweiterung der Pupillen und andere körperliche Reaktionen wohl eher eine Schockreaktion.
An der über 100 Jahre alten Müngstener Brücke, im Bergischen Land zwischen Solingen, Remscheid und Wuppertal liegt seit Januar 2003 ein Cache. 2004 hat dort ein Cacherteam bei der Dosensuche am Brückenpfeiler eine Leiche gefunden. Durch einen Sprung von der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands in die Tiefe hat jemand seinem Leben ein Ende gesetzt.
Bundesweit wurde auch in allen Medien, bis hin zu den ZDF Heute Nachrichten, über einen anderen Fund berichtet. Im Frankfurter Stadtwald, nur ein paar Hundert Meter von der Oberschweinsteige, wurde im Juli 2007 bei der Suche nach dem Königsbrünnchen ein Cacherteam auf ganz andere Weise fündig: Es handelte sich um eine bereits skelettierte weibliche Leiche. Lapidar wurde von Fam.Marsch geloggt: „Beim Ausflug noch was gefunden, deshalb die Polizei rufen müssen.“
Ungeplant war auch der Fund eines Geocachers im Januar 2010 in einem Waldstück bei Herrenberg in Baden-Württemberg. Statt der Dose fand er ein Drogenversteck mit 500 g Heroin von hoher Reinheit mit einem Schwarzmarktwert von weit über 100.000 Euro. Die Dealer, die den Stoff dort gebunkert hatten, waren 1997 verurteilt und später in ihre Geburtsländer abgeschoben worden. Die Drogen hatte man nie gefunden. Das blieb dem Geocacher vorbehalten wie die Stuttgarter Nachrichten ausführlich berichteten.
Über alle diese Funde wurde ausführlich in Presse und Fernsehen berichtet und sie haben damit eine breite Öffentlichkeit erreicht. Da grämt es mich, dass ein von mir vor genau 2 Jahren gemachter sensationeller Fund in der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde und nur in Fachkreisen Anerkennung fand.
Der Homo heidelbergensis ist eine Hominiden-Art, die vor über rund 500.000 Jahren in Europa lebte. In einer Sandgrube in Mauer bei Heidelberg wurde von einem Tagelöhner beim Sandschippen im Oktober 1907 das Fragment von einem Unterkiefer gefunden.
Der Tradi Homo heidelbergensis erinnert an die historische Stätte und der Earth-Cache Sandgrube am Grafenrain von haliju führt direkt an das heute eingezäunte Gelände. Bei regelmässigen Exkursionen wird dort weiter nach Relikten aus der Vorzeit gesucht.
Damals, an einem sonnigen Frühlingstag, ging ich frohen Mutes zu dieser Sandgrube und dabei fiel mir ein halb im Boden steckendes, wohl vom Regen herausgewaschenes, kleines Etwas auf, das nicht zur normalen Umgebung passte. Rein zufällig hatte ich, wie sich bei einem Vergleich mit der Bildtafel zeigte, einen im Unterkiefer fehlenden Backenzahn des homo heidelbergensis gefunden.
Von zwei vorbei fahrenden Radlerinnen wurde der Fund beim Museum gemeldet, die wiederum das Human Paläontologische Institut der Uni Heidelberg informierten, die schon bald mit drei Mitarbeitern aufkreuzten.
Die Wissenschaftler waren begeistert und außer sich vor Freude. Der Backenzahn ist inzwischen wissenschaftlich untersucht wurden. Mit letzter Gewissheit konnte man allerdings nicht feststellen, ob die Ablagerungen an dem ergrauten Zahn von der Erosion und anderen äußeren Einflüssen stammen, oder ob die Farbe einfach auf schlechte Zahnpflege und Plaque zurückzuführen ist.
Am Institut ist man überzeugt, dass Geocacher durch ihr Hobby die Fähigkeit zur selektiven Wahrnehmung extrem verfeinert haben und „unpassende“ Dinge fast schon rein intuitiv wahrnehmen. Jetzt will man diese speziellen Eigenschaften und die geschulten Augen von Geocachern nutzen und bittet um Mithilfe, um auch den 2. noch fehlenden Backenzahn zu suchen und zu finden.
Voraussetzung sind einige Cacher-Erfahrung, feinmotorisches Können und vor allem Erfahrung in der Suche nach Nanos. Wer Interesse hat, an dieser Exkursion teilzunehmen, kann sich zum Casting direkt im Sekretariat des Human Paläontologischen Instituts der Uni Heidelberg anmelden oder kann seine Interesse durch einen Kommentar zu diesem Blogbeitrag bekunden. Ich werde das gerne weiterleiten. Bitte in der Anmeldung die Qualifikation z.B. die Anzahl der bisher gefundenen Nanos angeben
Gemeinsam finden wir ihn vielleicht, den Zahn, an dem sicher die Zeit genagt hat und vielleicht schaffen wir es dann auch über trockene Fachjournale hinaus zu einer positiven überregionalen Berichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen.
Vor dem Hintergrund der Sandgrube zeige ich im Belegfoto voller Stolz den gefundenen Zahn. Die Radlerinnen sind im Hintergrund zu sehen.
Leider hab ich heute schon was anderes vor. Sonst hätte ich Schaufel und Spaten eingepackt und den Zahn gesucht. Schöne Story.
AntwortenLöschenGruss Motoleni ;-)
Interessante Geschichte, danke!
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