Ob es Odysseus auf seiner 10-jährigen Irrfahrt nach dem Fall
von Troja an die Gestade von Corfu verschlagen hat ist historisch nicht belegt.
Homer berichtet in der Ilias von einer etwas schwierigen Anlandung in Scheria,
das als das heutige Korfu, der 2. größten Insel Griechenlands südöstlich vom
italienischen Stiefel und rund zwei Kilometer von der albanischen Küste
entfernt, identifiziert wurde.
Poseidon, dem Odysseus nicht wohlgesonnen, hatte ihn bei
einem Sturm über Bord geschleudert und der König von Ithaka musste zwei Tage
schwimmen, bis er endlich auf der gastfreundlichen Insel landete.
Eine sicher angenehmere Anreise per Schiff hatte da wohl
Sissi aus Possenhofen. Der Kaiserin Elisabeth von Österreich gefiel es so sehr
auf der Insel, dass sie dort mit „Achilleion“ einen Sommerpalast errichten
ließ, den sie bis zu ihrem Tod 1898 mehrfach zu längeren Aufenthalten besuchte.
Für sie war der Aufenthalt in Korfu ein Ausbruch aus dem Wiener Hofleben und
der strengen Hofetikette, den sie bei ausgedehnten Wanderungen – sehr zum
Leidwesen der mitgereisten Hofdamen – genoss.
Mit Temperaturen von 30 Grad und mehr und einer
Wassertemperatur im Meer um die 23 Grad ist die so genannte „Grüne Insel“ ein
einladendes Ferienparadies. Die meisten Besucher landen mit Charterflügen auf
dem Flughafen Kerkyra.
Schon beim Anflug über die nahe der Hauptstadt gelegene
Lagune sieht man in der Anflugschneise aus geringer Höhe die kleine Insel Pondikonisi,
die nach ihren Umrissen so genannte Mäuseinsel, und dort liegt auch schon der
erste der knapp 100 Caches von Corfu.
Mit knapp 100 Caches, davon 8 Earth-Caches ist die 61 km
lange und 9 km breite Insel relativ dünn bedost. Aber zum Cachen fährt man ja
auch nicht nach Corfu. Wer Masse will, der ist wohl in Ungarn mit seinen Powertrails
besser aufgehoben. Aber zumindest einer sollte es sein, wenn man schon in
Griechenland ist.
Die Ferienanlage in der Nähe von Lefkimmi im Süden der Insel
untergräbt die Cacheabsichten. Gemütlich im Liegestuhl relaxen und lesen, ab
und zu zur Abkühlung ins Meer oder in den Pool, das all-inclusive Angebot
nutzen und höchstens einen kleinen Spaziergang am Strand entlang zum Fährhafen
von Lefkimmi waren die Schwerpunkte der ersten Tage. Die Straßen der Insel sind
schmal und kurvig, kaum Parkbuchten und wenn ein Bus in rasanter Fahrt
entgegenkommt, dann wird es eng. Ein Leihwagen für einen Tag? Muss man sich
nicht antun, wenn man nur eine Woche auf der Insel ist und eine große
Sight-Seeing-Tour habe ich ja auch nicht geplant. Die Tage fließen ineinander und
wo bleibt mein griechischer Cache?
Am Tag vor der Abreise habe ich mich dann zu Fuß auf den Weg
gemacht. Mein Ziel war eine alte Klosterruine ganz im Süden in den Bergen und
nur etwa 6,5 km entfernt. Um diese Zeit wenig Verkehr auf der Straße nach Kavos,
die man entlang trippeln muss. Im südlichsten Ort der Insel dann ein
Kulturschock: Chaos in Kavos, das in der Saison voll in britischer Hand ist.
Die Hauptstraße extrem vermüllt und versifft mit Bierbechern und Pappteller mit
Pizzaresten und sonstigen Unrat der letzten Nacht. Die vielen Clubs und Discos
entlang der Straße geschlossen. Hier ist jede Nacht Halli-Galli angesagt.
Kurz hinter Kavos zweigt der geschotterte Weg zum Kloster
Moni Panagia Aktroudila ab und man lässt die Zivilisation hinter sich. Rund
vier Millionen Olivenbäume soll es auf Korfu geben. An einigen beeindruckenden
Exemplaren führt der ausgeschilderte Weg langsam den Hügel hinauf.
Hochgewachsene Zypressen lockern das Bild auf. Der Gesang der männlichen
Zikaden, mit dem sie Weibchen anlocken oder ihre Reviergranzen akustisch
signalisieren, ist das einzige Geräusch, das man hört. Eine angenehme
Morgenwanderung, zu einer Zeit, wenn die Sonne noch nicht so stark brennt und
das Wandern auf dem beschatteten Weg fast das reine Vergnügen ist.
Fast das reine Vergnügen, denn über den Weg haben – warum
auch immer - dicke fette Spinnen ihre Netze gespannt und nach den ersten
klebrigen Kontakten achtet man auf diese Netze, duckt sich darunter durch und
geht vorsichtiger voran.
Bei der Klosterruine angekommen wird zuerst gesucht und
geloggt, dann die kleine Anlage erkundet. Von der Kante des steil, fast
senkrecht abfallenden Hangs hat man eine tolle Aussicht auf die Insel Paxi und
die knapp 100 m tiefer liegende Küste. An der Kante sitzen, die Füße und die
Seele durchbaumeln lassen und die Pause vor dem Rückmarsch genießen. Den
letzten Schluck aus der Wasserflasche und dann geht es wieder die 6,5 km zurück
in die Anlage.
Kavos ist auf dem Rückweg inzwischen sauber gefegt und auch
das Angebot eines britischen Frühstücks zu 2,50 Euro wird vereinzelt schon
wahrgenommen. Gegen 11 Uhr bin ich wieder in der Anlage und wate ins Meer. Was
für ein schöner Vormittag!
Knapp 13 Kilometer und 3 ½ Stunden für meinen 1. Cache in
Griechenland. Es hat sich gelohnt und er wird in Erinnerung bleiben.
Der Süden ist schon länger berüchtigt. Manche Taxifahrer weigern sich wegen tieffliegender Bierflaschen, dort hin zu fahren. Traurig traurig.
AntwortenLöschenWenn Du wandern plus Cachen willst, flieg nach Kreta und geh den E 4...
Liebe Grüße
Wolfgang