Sonntag, 27. Januar 2013

Wo Felsen wachsen !


Die Jahresniederschlagsmenge für alle Festlandflächen beläuft sich auf ca. 37.000 Kubikkilometer, die den Flüssen für ihre jährliche geologische Tätigkeit zur Verfügung steht.

Durch abfließende Niederschlagswasser wurden durch Erosion Rinnen, Flüsse, Canyons, V-förmige Täler oder Kerbtäler geschaffen. Durch Wasser werden die weicheren Bodenschichten flächenmässig abgetragen und die härteren bleiben zurück. So werden wetterbeständige Gesteine allmählich aus der Umgebung herauspräpariert und können beeindruckende Formationen bilden.
Bei fließenden Gewässern entstehen Gleithänge, bei denen sich die als Schwebfracht oder Bodenfracht im Wasser mitgeführten Partikel ablagern, während sie von der Uferböschung an den gegenüberliegenden Prallhängen abgetragen werden.
Zu Eis gefroren hat Wasser ein 9 % höheres Volumen und kann Felsen und Gesteine sprengen.

Wasser ist ein gewaltiger Landschaftsformer. Aber nicht immer wird dabei Material zerfurcht, abgetragen oder verfrachtet. Unter gewissen Voraussetzungen können durch Wasser auch Felsen wachsen.
Wenn die Niederschläge auf einer höher gelegenen Fläche langsam durch den Muschelkalk versickern, reichert sich das Wasser mit den darin enthaltenen Kalkanteilen an. Am Fuße eines Hügels tritt das Wasser als Quelle – meist mit relativ geringer Schüttung – aus. Durch die Druckentlastung und Erwärmung des Wassers wird die Fracht an gelöstem Kohlendioxid (CO2) rasch abgegeben. Durch den Entzug des gasförmigen Kohlendioxids entsteht das nur gering lösliche Kalziumkarbonat, das als poröser Kalktuff ausgeschieden wird und so die Felsen wachsen lässt.


In Süddeutschland gibt es einige Earthcaches, bei denen man das Phänomen wachsender Felsen besichtigen kann. Die Steinerne Rinne bei Usterling in der Nähe von Landau an der Isar ist wohl am beeindruckendsten. Am  Growing Rock of Usterling fließt  das austretende Quellwasser in einer bis zu fünf Meter hohen Rinne aus Kalktuff, die sich im Laufe der Jahrtausende gebildet hat. Hier tragen Moose und Pflanzen zusätzlich zum Entzug von Kohlendioxid bei und so wächst die Steinerne Rinne jährlich immer noch um einige Millimeter.Vom Parkplatz an der Straße aus ist dieses geologische Highlight nach wenigen Minuten Fußmarsch zu erreichen.
Im Winter wächst in Usterling wenig

Bei Laufen am Neckar kann man nach einem kurzen Fußweg zwischen Weinbergen und dem Neckar den Kirchheimer Tuff-Felsen bewundern. An dieser Stelle tropft ständig rieselndes Wasser über Kalktuff, das mit Moos bewachsen sind, und bildet so größer werdende „Nasen“.
Auch am Schreckberg bei Mosbach gibt es eine langsam schüttende Karstquelle, die die Felsen um 1-2 mm/Jahr wachsen lässt. In einem kleinen Infohäuschen am Schreckhof kann man sich über die Geologie der Gegend informieren.
Auch in Schwabsoien zwischen Schongau und Kaufbeuren in Bayern kann man einen Kalktufffelsen besichtigen. Aber alle diese Earthcache-Locations halten einen Vergleich zur Steinernen Rinne bei Usterling nicht stand. 
In dieser EC-Kategorie ist der Growing Rock of Usterling - von allen, die ich kenne - meine 1. Wahl.

Weil im Januar 2004 - vor neun Jahren - der 1. Earth-Cache veröffentlicht wurde könnte man ja, weil Eis und Schnee, trübes Wetter und kurze Tage noch das „traditionelle Cache-Erlebnis“ behindern, sich vielleicht auf den einen oder anderen EC konzentrieren. 
Die wachsenden Felsen sollen dazu eine Anregung sein. 

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