Mittwoch, 1. August 2012

Der Albatross ist gelandet


Als Neil Armstrong am 20. Juli 1969 vermeldete „The Eagle has landed“, waren weltweit fast 600 Millionen Menschen hellauf begeistert. Voller Spannung hatten sie den Flug von Apollo 11, den ersten bemannten Flug zum Mond, mitverfolgt und erlebten nun live in schemenhaften Fernsehbildern die Landung der Mondfähre im Meer der Ruhe.

Die Meldung „Albatross ist gelandet“ interessiert die Menschheit wohl weit weniger und ob es die meisten der regelmässigen Lesern von meinen „Geschichten rund ums Geocachen“ interessiert, wage ich zu bezweifeln. Aber es sind ja meine Geschichten und für mich war die virtuelle Landung dann doch ein besonderes berichtenswertes Ereignis.

Mit dem GSAK Makro zur Fundstatistik kann man neben anderen statistischen Spielereien auch den Mittelpunkt aller gefundenen Caches ermitteln und je nach Aktivität wandert dieser Mittelpunkt mit jeder Aktualisierung der eigenen Funde in die eine oder andere Richtung.
Weil ich schon früh die Möglichkeit hatte – und nutzte – in Westen der USA und in Canada Caches zu suchen und so, abseits der ausgetretenen Touristenpfade, Orte und Gegenden kennenlernte, die man sonst wohl eher nicht besucht, lag der mit GSAK ermittelte „Centroid“ schon bald irgendwo im Nordatlantik mit der Tendenz, sich weiter von Europa fortzubewegen.
Sieben lange Jahre segelte Albatross virtuell über den Atlantik und die Flugrichtung änderte sich erst vor zwei Jahren. Damals hatte ich mir das Ziel gesetzt Deutschland besser kennen zu lernen und in allen der 425 Landkreisen ein paar Caches zu suchen und zu finden. Das Ziel ist zwar mit aktuell 394 Landkreisen noch nicht erreicht, aber der Mittelpunkt meiner Funde bewegte sich langsam aber stetig wieder auf Europa zu.

Royal Albatross - Photo by Angparker26 photobucket 
Dieses lange Segeln über dem Wasser habe ich mit dem echten Royal Albatross gemeinsam. 
Die einzige Brutkolonie dieses Vogels auf dem Festland liegt am Taiaroa Head auf der Otago Halbinsel unweit von Dunedin in Neuseeland. Wenn man nach einem kurzen Anmarsch vom Besucherzentrum  der  Royal Albatross Center aus, von der halb in die Erde eingebuddelten Aussichtsstation durch die verglasten kleinen Fenster knapp 20 Meter entfernt, einen jungen Albatross im Nest sieht, dann ist man erst einmal enttäuscht. So ein pummeliges, flauschiges Etwas soll sich einmal zu einem rund 125 cm großen und 7 kg schweren Vogel entwickeln, der mit einer Flügelspannweite von über drei Metern elegant durch die Lüfte segelt?
Aber nach ein paar Monaten ist das Küken so weit herangewachsen, dass er abhebt und dann das Nest für immer verlässt, um die nächsten 4 – 5 Jahre bis zur Geschlechtsreife nur auf dem offenen Meer zu verbringen. Da unterscheiden wir uns, denn ich war länger auf offener See und meine Geschlechtsreife liegt auch schon ein paar Jahre zurück.

Der letzte Statistiklauf hat es mit dem aktuellen Cache-Centroid nun bestätigt: Der virtuelle Albatross1901 hat Europa erreicht und ist gelandet. Gelandet auf den Inneren Hebriden, einer meist vulkanischen durch Gletscher geformten Inselgruppe an der Nordwestküste Schottlands. Tiree ist eine knapp 19 km lange und 5 km breite Insel mit 770 Einwohnern. Mit dem Loch a’ Phuill hat Tiree einen kleinen See, der als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. 

Photo by Andreas Treptke Creative Common Licence
Rund 50 Vogelarten wurden in der Umgebung beobachtet und der rechts abgebildete Papageientaucher, einer der dort beobachteten Vogelarten,  wird sich über den Neuzugang sicher gewundert haben. Auch wenn Tiree die meisten Sonnenstunden in Großbritannien hat und das Klima durch den Golfstrom mit 13,5 Grad Durchschnittstemperatur im Juli und August doch recht mild ist – lange werde ich mich hier wohl nicht aufhalten.

Im Süden gibt es auf Tiree sogar seit 2004, dem Jahr als mein Geocaching-Abflug begann, einen einzigen Cache.
Aktuell ist es die V2-Version, denn die erste Tupperbox wurde bei einem Sturm ins Meer gespült.
Diese geringe Cachedichte ist aber nicht der Grund für mein Abheben. Das werden dann wohl eher die Caches in Deutschland sein, die meinem Mittelpunkt weiter nach Osten verschieben. Möge der Start besser ablaufen als man ihn aus Disney`s Bernard und Bianca kennt.

Statistik kann auch Spaß machen und für manchen kann es schon - auch ohne GSAK und Centroidberechnung – ein interessantes und lehrreiches Erlebnis sein, den Weg seines Travelbugs oder seiner Geocoin auf der Reise von Cache zu Cache zu verfolgen und sich Informationen über den Aufenthaltsort zu ergoogeln.

2 Kommentare:

  1. Hallo Albatross,
    es ist immer wieder faszinierend, aus welchen Anlässen heraus Du knackige, interessante und perfekt recherchierte Artikel aus dem Hut zauberst. Das ist ein erfrischend anderes Niveau als die „2 Sätze mit Bild und Link“ – Blogbeiträge die man sonst so findet.

    Entsprechend ist dies der einzige Blog den ich regelmäßig auf neue Beiträge checke – und wenn es einen gibt freut man sich und hat eigentlich immer 5 Minuten Kurzurlaub von der Arbeit!
    Danke dafür und Grüße
    Axel (asla)

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    1. Hi Axel,
      a thank you and a smile!
      Gegen Lob ist wohl niemand immun ... und es tut gut. ;-)

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