Dienstag, 16. Oktober 2012

Cache-Müll


Nach einem Bericht des Umwelbundesamts beträgt der Anfall von Verkaufsverpackungen bei privaten Endverbrauchern im Jahr 2009 insgesamt 7.128,1 Tsd. Tonnen Müll, wobei 84,2 % recycliert bzw. wieder verwertet wird.
Über ein Viertel des Verpackungsmülls sind Kunststoffe, bei denen immerhin fast 300.000 Tonnen irgendwo unverwertet in der Landschaft liegen bleiben.
Bei den Getränkedosen – aus Weißblech oder Aluminium – ist speziell bei den Weißblechdosen mit einem Verbrauch von 405,5 Tds Tonnen die Verwertungsquote mit 95,0 % am Höchsten. Aber auch hier liegen allein im Jahr 2009 etwas 20.400 Tonnen unverwertet irgendwo herum und jährlich kommt neuer Abfall dazu.
Wie oft sieht man auf Parkplätzen, sogar neben Abfallbehältern, oder im Wald achtlos weggeworfene Getränkedosen, die langsam verrosten und verrotten und das leider oft geringe Umweltbewusstsein Einzelner dokumentieren.

Wie schaut es da mit dem Cache-Müll aus?
Rund zwei Millionen Caches sind aktuell weltweit aktiv. Wenn ich meine eigene Statistik als Muster nehme, dann kann man davon ausgehen, dass mehr als eine halbe Million Caches in den vergangenen Jahren archiviert wurden. Weil bei einem Teil davon die Dose – ob Filmdöschen, Petling oder Tupperdose – nicht eingesammelt wird, liegen verstreut auf dem Globus in Wald und Flur etwa 100 Tonnen Geocacher-Schrott herum.
Wenig im Vergleich zum sonstigen Müll allein in Deutschland, aber nach meiner Meinung 100 Tonnen zu viel.

Unnötiger Abfall beginnt schon damit, dass ein erfolgloser Sucher einfach einen neuen Petling mit Logbuch an den Final Coords auslegt. Statt einen DNF zu loggen, scheint dies besonders bei Drive-In-Powertrails eine beliebte Methode zu sein. Auch ich habe schon mehrmals zwei Döschen bei einem Cache gefunden und auch schon Listings gelesen, bei denen der Owner darum bittet, bei erfolgloser Suche keine neuen Dosen auszulegen.

Mit einer alten PQ war ich dieser Tage unterwegs und habe dabei  Am Wegesrand meinen Namen bei einer Filmdose im Logstreifen hinterlassen. Daheim angekommen war ich dann doch etwas überrascht, dass dieser Cache vom Owner selbst bereits 3 Wochen vorher archiviert wurde. Wenn ein Cache vom Owner selbst archiviert wird, dann ist es wohl selbstverständlich, dass auch die Dose vor Ort beseitigt wird.

Das dürfte allerdings beim Baum 2.0 etwas aufwändig werden. Der Kultcache, der in den letzten drei Jahren von 83 Teams aus ganz Deutschland gesucht und gefunden wurde, ist nach Problemen mit den Forstbehörden Anfang Oktober 2012 vom Owner archiviert worden. Darüber sind nicht nur die T 5 – Cacher, sondern sicher auch die 155 Cacher, die ihn auf der Watchlist haben, traurig. In Zukunft wird es keine lesenswerten Logs und Bilder vom Besteigen dieses Baumes mehr geben, bei dem die Dose in über 50 m Höhe hängt. Sollte der Owner die Dose beseitigen, dann wird das wohl eine mehrstündige Klettaktion mit Bigshot und 60 m Seil – bis zur Basisstation auf halber Höhe – geben.

Auch dieses Beispiel, wie Geocaching-Müll produziert wird ist noch keine Woche alt und hier ist es ein übereifriger Reviewer, der durch eine Archivierung Tabula Rasa gemacht hat.
Das TB Hotel Nürnberg Feucht liegt in der Nähe der Autobahn-Raststätte am Ludwig-Main-Donau-Kanal, wurde bereits über 1.400 Mal gefunden und hat – ungewöhnlich für ein TB Hotel – 43 Favoritenpunkte. Ein cachender Zeitgenoose loggte am 11.09.12 ein „Needs Archived“ weil hier immer Trackables verschwinden sollen und der Owner kein Interesse mehr zu haben scheint. Nach dem Listing scheinen drei TBs nicht vorhanden zu sein. Daraufhin wurde bereits zwei Tage später der Cache „temporarily disabled“. Das ging ratzefatz!
Und weil sich der Owner nicht mit einem Maintenance-Log gemeldet, sondern nur den Cache in Ordnung gebracht und mit neuem Logbuch bestückt hatte, wurde er am 10.10.12 vom Reviewer archiviert.
In den knapp vier Wochen zwischen den beiden Aktionen gibt es mehrere Logs, speziell von Gekko0Geo vom 01.10. als Note, der bestätigt, dass Box und Logbuch erneuert wurden.
Ich bin auf meiner Kanal-Tour eigentlich nur aus Neugierde an die Location und da alles in einwandfreiem Zustand war, habe ich nichts ahnend einen TB abgelegt.
Was geschieht jetzt mit so einem zwangsarchivierten Cache-Schrott, der in diesem Fall ja keiner ist? Irgendwie habe ich auch dem TB-Owner gegenüber ein schlechtes Gefühl.
Vielleicht wird der Cache vom Reviewer, der Logs anscheinend nicht liest, auch wieder re-archiviert?

Generell sollte jeder, der an Geocaching irgenwann einmal die Lust verliert, für die von ihm ausgelegten Caches auch die Verpflichtung haben, seinen Schrott wieder einzusammeln, wenn er keinen finden sollte, der den Cache adoptiert.

2 Kommentare:

  1. Wenn schon die Vorbilder versagen, was will man's dem einzelnen kleinen Cacher ankreiden:
    Wenn selbst Reviewer ihre Microserien nicht wieder "reinholen", sondern nur beim ersten NM archivieren (und dann zumindest Wochen- und monatelang nix tun) und man bei denen davon ausgehen sollte, dass die Dose nicht noch "auf der alternativen Platform" gelistet ist.

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  2. Hallo, eine Anmerkung zu den einführenden Worten zum Gelben Sack, also zu gesammelten Verkaufsverpackungen. Was dort so toll steht, wie hoch die Verwertungsquoten sind, das ist irreführend. Auch eine Verbrennung kann uU als Verwertung gelten. Der Anteil der Kunststoffe, der stofflich verwertet wird, ist nicht sonderlich hoch.

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