Er stand in seiner
Küche und begutachtete den schwarzen 20 Liter Plastikeimer, in den er schon
einiges verstaut hatte: Eine CD mit einer Topo Karte der USA, Videos, ein paar
Bücher, eine Dose Bohnen, vier Dollar-Banknoten und eine Steinschleuder. Bevor
er mit dem schwarzen Deckel den Eimer wasserdicht verschloss, legte er noch
eine Plastikhülle mit einem Zettel als Logbuch hinein und betrachtete dann zufrieden
sein Werk, bevor er Eimer und eine Schaufel in sein Auto packt und sich auf den
Weg machte.
Allmählich wurde die
Besiedlung dünner und nur noch vereinzelte kleinere Farmen und Häuser verloren
sich rechts und links vom Weg. Auch an einigen Christbaum-Plantagen fuhr er
vorbei, bis er in die South Fellows Road und auf die Straße durch den Wald der
Port Blakely Tree Farm einbog. Hier windet sich die Straße durch einige Kurven.
An einer Ausweichstelle parkte er sein Fahrzeug. Mit der Schaufel hob er am
Waldrand ein tieferes Loch aus, versenkte den Plastikeimer bei exakt N
45.17.460 W 122.24.800 und fuhr zufrieden nach Hause.
So, oder ähnlich hat Dave Ulmer am 3. Mai 2000 den ersten
Cache vorbereitet, in einem Waldstück in Oregon ausgelegt und damit
„Geocaching“ in die Welt gesetzt.
Noch am gleichen Tag veröffentlichte er in einer
Navigations-Newsgroup eine e-mail mit den Koordinaten. „Well, I did it,
created the first stash hunt. Lots of goodies for the finders. Look for a black
plastic bucket buried most of the way in the ground.”
Inzwischen sind es fast zwei Millionen Caches und über fünf
Millionen Geocacher, die regelmäßig auf Schatzsuche gehen. Begonnen hat es an
diesem 3. Mai 2000 mit dem Cache von Dave Ulmer in einem Wald in Oregon.
Wenn es damals schon Richtlinien und Reviewer gegeben hätte,
wir würden vielleicht noch heute gelangweit Daumen drehen oder uns die Zeit auf
andere Art vertreiben. Heute wäre Dave Ulmer’s Cache, mit dem alles begann, wohl
nicht mehr veröffentlicht worden, denn mit seinem Cache hat er gleich gegen
mehrere Regeln verstoßen.
Zwar schließt die auf der Homepage der Port Blakely Tree
Farm veröffentlichten Regeln für das Betreten des Privatwaldes das Ausheben von
Löchern nicht aus – vielleicht weil niemand an so eine Möglichkeit gedacht hatte,
aber im Sinne des Eigentümers war das, bei der Empfindlichkeit der Amerikaner
mit „Private Property“, sicher nicht.
„Geocaches dürfen niemals vergraben werden“ ist eine andere
fundamentale Richtlinie, gegen die Dave Ulmer verstoßen hat und gerade diese
Vorschrift scheint ja für manchen Reviewer heute eine der wichtigsten
Vorschriften zu sein.
Auch Banknoten oder Lebensmittel in einen Cache zu
deponieren ist, wenn auch nach meinem Wissen nicht explizit verboten, doch eher
grenzwertig.
Was für ein Glück für alle heutigen Geocacher, dass es
damals noch keine Richtlinien und Vorschriften gab und an Reviewer, die solche
Regeln zur Platzierung von Caches streng überwachen, auch noch nicht gedacht
wurde.
Beides brauchte man auch nicht, denn die paar Geocacher
richteten bei der Suche nach den wenigen Caches kaum Schaden an. Das ändert
sich aber, wenn Tausende auf der Suche nach immer mehr Caches durch die Gegend
trampeln.
Dave Ulmer |
Ein paar Jahre später schrieb Dave Ulmer über den GC 92 Un-Original Stash, der nach dem Verlust des Cache # 1 im Oktober 2000 ein paar
Meter weiter im Wald ausgelegt wurde:
„Die Lichtung ist jetzt durchzogen mit Trampelpfaden, die aus allen Richtungen
auf den Baumstamm zuführen. Farn ist vollständig niedergetrampelt. In einem
Umkreis von 10 m um den Baumstamm ist nur noch Matsch. Die Initialen vieler
Geocacher sind in den Baumstamm geritzt …. OK, OK. Ich gebe auf. Jegliche
Weiterentwicklung des Sports Geocaching sollte sofort aufhören.“
Dave Ulmer war in mancher Beziehung ein Visionär und mit
seiner Prognose, dass Geocaching Gefahr läuft, mehr und mehr in einen von
Konkurrenzdenken dominierten Wettbewerb auszuarten, der immer kommerzieller
wird und keine Rücksichten auf Natur und Ökologie nimmt, hat er nicht ganz
unrecht behalten.
Je mehr Geocacher auf der Suche nach wild ausgelegten Dosen
durch die Landschaft streifen und je mehr solche Dosen ausgelegt werden, umso
größer das Risiko einer Beeinträchtigung der Umwelt und desto größer auch das
Risiko, als Geocacher pauschal einen schlechten Ruf zu bekommen.
Und deswegen brauchen wir heute auch Richtlinien und Regeln
- und auch Reviewer, die über deren Einhaltung wachen.
Leider können auch Reviewer keinen Einfluss auf das konkrete Verhalten der Cacher vor Ort nehmen. Wenn diese sich nicht vernünftig benehmen, ihre eigenen "Suchregeln" machen und dabei wie die Berserker alles Umpflügen oder mit dem Auto verbotene Wege nutzen, ist der Ruf schnell ruiniert, auch wenn die Dosen regelrecht versteckt werden.
AntwortenLöschenObwohl auch die Verstecker ihren Teil beitragen können. Wenn ich nen Mikro im Wald verstecke, wo es tausende Versteckmöglichkeiten gibt und als Hint "Wald" oder so ähnlich gebe, ist klar, dass man drei Tage später Suchspuren sehen wird.
Wir trafen neulich im Baxrischen auf eine Gruppe von ca. 15 Leuten. Erwachsene und Kinder. Auf der Suche nach einem gut versteckten Cache (wir hatten den Jahre vorher nicht gefunden und machten einen erneuten Anlauf), das Handy vor der Nase, hier und dort stochernd, wurde ein großes Areal durchkämmt und umgegraben. Gefunden haben sie die Dose nicht. Einen dnf geloggt auch nicht....