Donnerstag, 21. Februar 2013

Steinkreuze


Man findet sie am Straßenrand, an Feldwegen und Wegkreuzungen,  an Waldrändern oder auch mitten im Wald. Sie sind meist aus Sandstein, Kalkstein oder Granit, haben die unterschiedlichsten Formen und - sofern es sich nicht um jüngere Exemplare handelt - gehören sie zu den ältesten Flurdenkmälern: Steinkreuze, Sühnekreuze und Mord- und Gedenksteine.

Sühnekreuze sind wohl die ältesten Denkmäler dieser Kreuzkategorie.
Als Sühne für einen Mord oder Totschlag wurden sie in Erfüllung eines Sühnevertrages zwischen den betroffenen Parteien aufgestellt, um eine Blutfehde zu beenden. Texte oder Jahreszahlen findet man selten auf diesen Kreuzen aus dem 13. – 16. Jahrhundert. Der einfache Mensch war ja noch Analphabet. Ihm half man mit der in den Stein gemeisselten bildlichen Darstellung der Mordwaffe oder eines typischen vom Opfer in seinem Beruf genutzten Geräts. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als private Abmachungen nicht mehr geduldet wurden und solide rechtliche Regeln sie ersetzten, wurden keine Sühnekreuze mehr errichtet.

Jetzt begann die Zeit der Steinkreuze, die als Grenzmarkierungen, als Pilgerkreuze für Prozessionen, Wetter- oder Pestkreuze errichtet wurden. Über ein Dutzend verschiedener  Typen werden unterschieden. Von der griechischen Kreuzform mit vier gleich langen Armen, der lateinischen Kreuzform mit längerem Schaft bei kürzerer Armbreite bis zum Malteserkreuz, dem Kruzifix mit plastisch ausgeformten Corpus oder dem Steinkreuz mit ausgehauener Nische als Mischform zwischen Steinkreuz und Bildstock reicht das Spektrum.

 Interessant sind auch die Mord- und Gedenksteine, die auf einen Unfall, ein bedeutendes und dramatisches Ereignis hinweisen und bei denen meist mit Text und Jahreszahl das Ereignis erklärt wird. Da haben sich mitten im Wald zwei Metzger gegenseitig erschlagen oder ein Kaufmann wurde auf seiner Wanderung erstochen, der letzte Wolf der Gegend an dieser Stelle erschossen oder ein Knecht vom Ochsengespann überrollt. Und weil diese Ereignisse häufig in einer entlegenen Gegend oft mitten im Wald stattfanden, haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele Sagen und Spukgeschichten um den Hintergrund der Steine entwickelt.

Über 6.000 dieser Kreuze und Flurdenkmäler sind bei Sühnekreuz erfasst und dokumentiert. Neben einem Foto wird das Material und die Form beschrieben, die Geschichte und die Sagen um dieses Kreuz erzählt und neben Quellen- und Literaturangaben gibt es sogar die Koordinaten in der uns bekannten Dezimalform. Die Datenbank lässt sich nach Bundesländern und Landkreisen durchforsten und wer sich interessiert, hat hier eine ausführliche Dokumentation zur Verfügung.

Wenn man bei Geocaching.com nach „Sühnekreuz“ und „Steinkreuz“ sucht, dann wird man heute etwa 200 Mal fündig. Die meist abgelegene Location bietet sich für ein Versteck an und so liegen die Filmdöschen oder Petlinge häufig durch einen Stein oder ein Holzstück abgedeckt in den meisten Fällen am Boden hinter dem Kreuz. Eine Herausforderung sind solche Caches meist nicht und so fallen viele nach meinem Geschmack unter die Kreuz-Variante der Leitplankencaches. Trotzdem dokumentieren sie interessante historische Ereignisse, wenn man sich die Zeit nimmt, diese Denkmäler auch zu betrachten.

Vor ein paar Jahren gab es ganze Serien wie „Pfälzer Steinkreuze“ und andere, die als Wanderung von Kreuz zu Kreuz und von Cache zu Cache führten. Im F-U-Z-Y-Land im Landkreis Heilbronn, benannt nach seinem fleissigen Cache-Ausleger, brauchte man teilweise nicht einmal ein GPS oder eine Cachebeschreibung. Man konnte davon ausgehen, dass, wo immer man ein Steinkreuz erspähte, sich auch ein Döschen dahinter verbarg.

Als Persiflage auf diese Überfrachtung wurde dann auch die „Keinkreuz“-Serie geboren und fleissig ausgelegt. Die Idee zu dieser Serie stammt, wie in allen Beschreibungen nachzulesen ist, von Prof. Dr. G. O. Faex, der gerade durch die Gegend fuhr und zufallig am Straßenrand Keinkreuz sah. „In den darauf folgenden Tagen verfestigte sich sein Wunsch diese Serie zu verwirklichen und so wurden bei nächster Gelegenheit bei einem Geheimtreffen in einem Verrenberger Kellerverlies weitere Überlegungen angestellt, und die Möglichkeiten dieser Serie erörtert. Immer mehr Plätze kamen ins Gespräch an denen man Keinkreuz bestaunen kann und dennoch bis dato kein Cache gelegt wurde. Wer hatte es nicht schon mal gesehen - ob beim Spaziergang, bei der Fahrt ins Büro oder sogar beim Einkaufen: Keinkreuz hier, Keinkreuz da, und Keinkreuz auch dort. Diese Serie schien enormes Potential zu haben und ungeahnte Möglichkeiten zu bieten.“

Und so entstand eine Serie von bisher rund 50 Keinkreuz Caches. die sogar eine eigene Webpräsenz außerhalb von Geocaching.com haben.
Wer Interesse hat, sich auch für die Nachwelt mit einem Keinkreuz-Cache zu verewigen oder Grundsätzliches zu diesen Caches, die die Welt nicht braucht, mit Prof. Dr. G.O. Faex zu diskutieren, der hat dazu beim Döner’s Event 2013 der Aussenstelle Hohenlohe am 28.03.2013 eine gute Gelegenheit. Er wird anwesend sein, was für F-U-Z-Y, dem King of Stone Crosses, leider nicht gilt. Der hat sich bisher nicht angemeldet und ist wohl mit dem Auslegen von Caches oder deren Archivierung beschäftigt.


1 Kommentar:

  1. Ihr könnt diese Kreuze mit YAPIS auch in die OSM eintragen wenn Ihr die Koords schon habt.

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