Dienstag, 17. April 2012

Bonjour la France

Wenn es um Geocaching geht, dann ist unser westlicher Nachbar etwas spät aufgewacht.
Auch wenn archivierte Caches die Zahlen etwas verändern mögen, so geben die alten noch aktiven Caches doch ein deutliches Bild: In Frankreich sind von den vor 2002 ausgelegten Caches gerade mal 15 aktiv, während es bei uns in Deutschland immerhin noch 51 Caches sind. Per Ende 2002 hat sich der deutsche Vorsprung mit 343 Caches gegenüber 74 in Frankreich noch weiter ausgebaut.
Der älteste noch aktive Cache in Frankreich „La Vigie“ von Friso stammt vom 22. April 2001 und liegt in Provence-Alpes-Cote d’Azur zwischen Antibes und Fréjus. 100 Logs in fast 11 Jahren sind nicht sehr überzeugend.
Der erste noch aktive Cache im Elsass „Zinswiller North-Loop" von db8qm wurde am 16. November 2002 aktiviert. Obwohl er 30 km nordöstlich von Hagenau verkehrstechnisch günstiger liegt, wurde auch dieser Cache nur 96 mal gefunden.

Ist Geocaching in Frankreich kein Thema?
Die Schatzsuche, bei der für Groundspeak nach den USA Deutschland der wichtigste Markt mit den meisten Caches ist, wird in Frankreich etwas anders betrieben. In einer nach kostenloser Anmeldung zugänglichen Datenbank sind „Cistes“ gelistet, die den Sucher zu ähnlich versteckten und bestückten Tupperdosen und sonstigen Verstecken wie bei Geocaching führen. Allerdings gibt es keine coords sondern Weg- und Suchbeschreibungen ähnlich wie bei einer traditionellen Letterbox. Weltweit gibt es bei Cistes über 92.000 versteckte Dosen, davon allein 83.390 in Frankreich. Mit 149 Cistes in Deutschland nibbeln wir gegenüber Frankreich schon gewaltig ab. Kein Grund also, die Nase stolz hoch in den Wind zu halten.

sTeamTraen hat sich ab Anfang 2004 um das traditionelle Geocachen in Frankreich verdient gemacht und ist als Reviewer noch immer extrem aktiv. Er hat mit AlsaCache2005 am 15. Mai 2005 auch das 1. Event in Frankreich organisiert und uns mit einer Challenge mit Caches verstreut über das Elsass damals diese Region näher gebracht. Cacher aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland haben sich zum Schluss in Nicks Garten und in der Garage zum Abschluss getroffen. Auch die Lost Places, die Bunkeranlagen der Maginot-Linie hatten damals großen Zulauf.
Inzwischen ist Frankreich nicht mehr Geocaching Diaspora. Im wilden Süden unserer Republik hat man es einfach, kurz mal für eine Wanderung über die Grenze ins Elsass zu fahren. In Gambsheim kann man beim „L’aventure du Ried“ von cricri67 auf einer knapp 10 km langen Wanderrunde, teilweise entlang der Ill, durch das Ried 15 Caches finden. Gleich in der Nachbarschaft in ähnlicher Umgebung laden TimRox und Lingo zu ihrer 8 km langen mit 25 Caches bestückten Runde Les Hérons ein. Beide sind auch mit dem Fahrrad zu bewältigen und können kombiniert werden.
Die geotrouveurs haben südöstlich von Strasbourg auch in direkter Nachbarschaft Entre Dorlisheim et Rosenwiller (10 km – 32 Caches) und Autour du Katzenberg (8 km – 21 Caches) ausgelegt. Auch hier kann man die beiden Waldrunden für eine rund 20 km lange Wandertour kombinieren.
Neben diesen vier etwas größeren Runden gibt es in diesem Teil Frankreichs noch eine Reihe interessanter kleinerer Spaziergänge mit nett ausgelegten Caches.

Und am Ende des Tages kann man sich für die erfolgreiche Dosensuche vor der Rückfahrt noch mit echten elsässischen Flammkuchen belohen. Ich werde wohl in diesem Jahr bei der Durchfahrt durch die ehemaligen Grenzkontrollanlagen wohl öfter erwartungsfroh „Bonjour la France“ murmeln.
Wer noch nie im Elsass war muss sich nicht schämen. Die vielen Misteln auf den Bäumen lassen vermuten, dass auch Miraculix den Weg in diese Region noch nicht gefunden hat.

Mittwoch, 4. April 2012

Bei Nistkästen ist Vorsicht geboten

Wenn man sich, an nichts Böses denkend, versehentlich dem Nest von einem brütenden Schwan nähert, dann sollte man besser sprung- und laufbereit sein. Herr oder Frau Schwan haben das nicht so gerne und reagieren sehr aggressiv auf unerwünschte Besucher. Dann kann es schon mal eine wütende Verfolgung des Störenfrieds geben und Schnabelhiebe für den Eindringling absetzen.
Der Schutzzaun vor dem Nest hat nicht nur die Aufgabe den brütenden Schwan vor zu neugierigen Menschen, sondern auch umgekehrt, den Menschen vor dem Schwan zu schützen.
Kleinere Vögel haben es da bei weitem schwieriger für Nestruhe zu sorgen, denn egal ob Star, Kleiber oder Meise – über einen, den menschlichen Störer abschreckenden, kraftvoll zustossenden Schnabel, wie Cygnus olor der Höckerschwan, verfügen sie nicht.
Und was noch dazu kommt: In den Nistkästen sind die brütenden kleinen Vögel mitunter auch durch Geocacher gefährdet, denn Nistkästen haben sich als Cacheversteck im Wald eingebürgert.
Man soll sich grundsätzlich jedem Nistkasten vorsichtig und langsam nähern und schon aus der Entfernung das Flugloch inspizieren. Ist es offen, dann lässt man lieber die Finger davon., denn das Einflugloch ist bei „Cache-Nistkästen“ vom Cacheowner üblicherweise verschlossen worden.
Pseudo-Nicstkästen als Cacheversteck hängen auch meistens nicht so hoch wie die echten Nistkästen und sind meist ohne Hilfsmittel zu erreichen.
Vogelbeobachter und Spezialisten sollen ja sogar von der Größe des Einfluglochs auf die möglichen Bewohner schließen können. So weit reicht es bei mir und – ich unterstelle – bei den meisten Cachern wohl nicht. Aber ein offenes und verschlossenes Einflugloch kann ich - und wohl jeder andere auch - noch unterscheiden können.
Auch ohne Gefährdung unserer gefiederten Freunde - uhhh, wie prosisch – kann man sie beim Nestbau, Brüten oder bei der Aufzucht des Nachwuchses beobachten. Es gibt eine Reihe von Webcam, die häufig nicht nur mit alle paar Minuten upgedateten Bildern, sondern sogar als Livestream mit Ton zeigen, was da gerade Sache ist. So kann man die Wanderfalken im Turm der Heidelberger Heilig-Geist-Kirche kann man über drei Webcams beobachten.
Es gibt aber auch Stare, Meisen und vieles andere mehr im Webcam Angebot.
Mein Favorit ist die Nistkastencam von carbolineum.
Als Livestream farbig am Tag, mit Infrarotkamera nachts, einer Bildergalerie und einem Bildarchiv der Bewegungserkennung wird hier viel geboten. Ein Tagebuch und ein Newsletter, Grafiken über den Temperaturverlauf innen und außen sowie ausführliche Informationen zur installierten Überwachungstechnik machen diese webcam zu meiner # 1.
Man sieht und hört auch mehr als wenn man versehentlich die Klappe eines bewohnten Nistkastens öffnet.
Und so gehört es zu meinen abendlichen Ritualen schnell noch mal nach carbolineum’s Puschel zu schauen, bevor ich den PC herunterfahre und selbst ins Bett gehe. Aktuell sind schon zwei Eier gut versteckt im Nest und in Kürze, wenn das Gelege voll ist, wird mit dem Brüten angefangen.
Mancher mag denken ich hätte eine Meise. Ich habe sie nicht - aber ich schau sie mir an und wenn man dann sieht, wie Puschel mit seinem Kopf unter dem Flügel versteckt und dick aufgeplustert nachts vor sich hindämmert, dann kann man auch selbst schnell und wohlig einschlafen.

Sonntag, 1. April 2012

Geocacher für wissenschaftliche Exkursion gesucht!

Die Schritte beschleunigen sich, der Puls schlägt spürbar schneller, man atmet kurz und heftig, der Mund wird trocken, die Hände feucht und auf der Stirn bilden sich erste Schweißtropfen. Die Spannung und der Adrenalinausstoß steigen, wenn man nur noch wenige Meter vom Cacheversteck entfernt ist.
Mitunter findet man aber statt dem Cache auch Dinge, nach denen man überhaupt nicht gesucht hat und dann ist die Erweiterung der Pupillen und andere körperliche Reaktionen wohl eher eine Schockreaktion.

An der über 100 Jahre alten Müngstener Brücke, im Bergischen Land zwischen Solingen, Remscheid und Wuppertal liegt seit Januar 2003 ein Cache. 2004 hat dort ein Cacherteam bei der Dosensuche am Brückenpfeiler eine Leiche gefunden. Durch einen Sprung von der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands in die Tiefe hat jemand seinem Leben ein Ende gesetzt.

Bundesweit wurde auch in allen Medien, bis hin zu den ZDF Heute Nachrichten, über einen anderen Fund berichtet. Im Frankfurter Stadtwald, nur ein paar Hundert Meter von der Oberschweinsteige, wurde im Juli 2007 bei der Suche nach dem Königsbrünnchen ein Cacherteam auf ganz andere Weise fündig: Es handelte sich um eine bereits skelettierte weibliche Leiche. Lapidar wurde von Fam.Marsch geloggt: „Beim Ausflug noch was gefunden, deshalb die Polizei rufen müssen.“

Ungeplant war auch der Fund eines Geocachers im Januar 2010 in einem Waldstück bei Herrenberg in Baden-Württemberg. Statt der Dose fand er ein Drogenversteck mit 500 g Heroin von hoher Reinheit mit einem Schwarzmarktwert von weit über 100.000 Euro. Die Dealer, die den Stoff dort gebunkert hatten, waren 1997 verurteilt und später in ihre Geburtsländer abgeschoben worden. Die Drogen hatte man nie gefunden. Das blieb dem Geocacher vorbehalten wie die Stuttgarter Nachrichten ausführlich berichteten.

Über alle diese Funde wurde ausführlich in Presse und Fernsehen berichtet und sie haben damit eine breite Öffentlichkeit erreicht. Da grämt es mich, dass ein von mir vor genau 2 Jahren gemachter sensationeller Fund in der Öffentlichkeit kaum beachtet wurde und nur in Fachkreisen Anerkennung fand.

Der Homo heidelbergensis ist eine Hominiden-Art, die vor über rund 500.000 Jahren in Europa lebte. In einer Sandgrube in Mauer bei Heidelberg wurde von einem Tagelöhner beim Sandschippen im Oktober 1907 das Fragment von einem Unterkiefer gefunden.
Der Tradi Homo heidelbergensis erinnert an die historische Stätte und der Earth-Cache Sandgrube am Grafenrain von haliju führt direkt an das heute eingezäunte Gelände. Bei regelmässigen Exkursionen wird dort weiter nach Relikten aus der Vorzeit gesucht.
Damals, an einem sonnigen Frühlingstag, ging ich frohen Mutes zu dieser Sandgrube und dabei fiel mir ein halb im Boden steckendes, wohl vom Regen herausgewaschenes, kleines Etwas auf, das nicht zur normalen Umgebung passte. Rein zufällig hatte ich, wie sich bei einem Vergleich mit der Bildtafel zeigte, einen im Unterkiefer fehlenden Backenzahn des homo heidelbergensis gefunden.
Von zwei vorbei fahrenden Radlerinnen wurde der Fund beim Museum gemeldet, die wiederum das Human Paläontologische Institut der Uni Heidelberg informierten, die schon bald mit drei Mitarbeitern aufkreuzten.
Die Wissenschaftler waren begeistert und außer sich vor Freude. Der Backenzahn ist inzwischen wissenschaftlich untersucht wurden. Mit letzter Gewissheit konnte man allerdings nicht feststellen, ob die Ablagerungen an dem ergrauten Zahn von der Erosion und anderen äußeren Einflüssen stammen, oder ob die Farbe einfach auf schlechte Zahnpflege und Plaque zurückzuführen ist.

Am Institut ist man überzeugt, dass Geocacher durch ihr Hobby die Fähigkeit zur selektiven Wahrnehmung extrem verfeinert haben und „unpassende“ Dinge fast schon rein intuitiv wahrnehmen. Jetzt will man diese speziellen Eigenschaften und die geschulten Augen von Geocachern nutzen und bittet um Mithilfe, um auch den 2. noch fehlenden Backenzahn zu suchen und zu finden.
Voraussetzung sind einige Cacher-Erfahrung, feinmotorisches Können und vor allem Erfahrung in der Suche nach Nanos. Wer Interesse hat, an dieser Exkursion teilzunehmen, kann sich zum Casting direkt im Sekretariat des Human Paläontologischen Instituts der Uni Heidelberg anmelden oder kann seine Interesse durch einen Kommentar zu diesem Blogbeitrag bekunden. Ich werde das gerne weiterleiten. Bitte in der Anmeldung die Qualifikation z.B. die Anzahl der bisher gefundenen Nanos angeben
Gemeinsam finden wir ihn vielleicht, den Zahn, an dem sicher die Zeit genagt hat und vielleicht schaffen wir es dann auch über trockene Fachjournale hinaus zu einer positiven überregionalen Berichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen.

Vor dem Hintergrund der Sandgrube zeige ich im Belegfoto voller Stolz den gefundenen Zahn. Die Radlerinnen sind im Hintergrund zu sehen.