Donnerstag, 28. Juni 2012

Högschde Konzentration – au beim käsche!



Weil unser Bundes-Jogi wegen der Fußball-EM fast täglich mit Interviews und Statements auf dem Bildschirm präsent ist, bin ich, wie viele andere auch, mit dem südbadischen Dialekt vertrauter geworden. Der Dialekt gehört einfach zu seiner Persönlichkeit und den Bundestrainer in reinem Hochdeutsch sprechen zu hören, würde dem sympathischen Schönauer kaum gerecht.
„Högschde Konzentration“, ein „Erkennungswort“, bei dem man sofort auch den Sprecher vor dem inneren Auge präsent wird, ist fast schon Kult geworden und hat das Potential zum Wort des Jahres gewählt zu werden.
Kürzlich habe ich versucht die „au“-Frequenz in seiner Sprache, für das so extrem häufig gebrauchte Wort „auch“, zu ermitteln. Ich musste passen, kam mit dem Zählen nicht nach und musste aufgeben. Zu häufig setzt er diese Silbe in seiner Sprache ein.
Dialekte haben etwas Ursprüngliches und Authentisches. Es soll ja „Hochdeutschsprecher“ geben, die sich gegenüber „Mundartsprechern“ überlegen fühlen und umgekehrt laufen manchmal Dialektredner mit einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber den Sprechern von einem lauteren Deutsch herum. Was für ein Unsinn! Auch die Sprache, die kulturell als Hochdeutsch verstanden wird, ist Wandlungen unterworfen. Vor ein paar Hundert Jahren war es der sächsische Dialekt, der damals als reinstes Deutsch galt – heute nicht vorstellbar.

Die Zeiten, wo man eine Person durch ihre Sprache sogar einem bestimmten Ort zuordnen konnte, gehen zu Ende. Schuld daran ist nicht nur die globale Wirkung der Medien, allen vorweg des Fernsehens, das die Eigenheiten verwischt und Sprache standardisiert. Es ist teilweise auch verpönt und man wird als etwas „schlicht“ abgestempelt, wenn man sich in seiner regionalen Mundart ausdrückt.
Ein wenn auch regional eingefärbtes Hochdeutsch sollte man für „offiziellere“ Anlässe schon sprechen können. Ein Gastwirt, bei dem im Frühstücksraum das Radio mit einer Dialektsendung die Gäste beschallte, meinte sogar, dass die Menschen in seiner Gegend sogar drei verschiedene Sprachen reden können. Den heimatlichen Dialekt, Hochdeutsch und dann noch über andere Leute.

Auch wenn man in manchen Gegenden auf Schatzsuche geht, dann ist ein mehr oder weniger großes Verständnis für regionale Dialekte durchaus angebracht, weil man sonst die Beschreibung oder die Hints einfach nicht versteht. Denn auch bei manchen Cachebeschreibungen wird der heimische Dialekt noch gepflegt.

Der in bairisch gehaltene Mystery Richtig Grass Blau ist so ein schönes Beispiel, der aber mangels Pflege im April archiviert wurde. Da hat der Reviewer tabula.rasa denselbigen gemacht.
„Wie des hald bei Mysderies üblich is sinn die Koodinadn obn fei ned die richdign. Du most hald erschd a weng rädsln!“
Den Standardspruch für Mysteries wird man noch verstehen. Aber, zum Beispiel, beim Fundlog von Biggi_H, mit der ich durch einen unabhängig voneinander entwickelten schweren Mystery nach dem gleichen System verbunden bin, hat man schon mehr Probleme.
„Des Mysderie hobbi scho vor gaanz langger Zeid gmacht, wor rechd schnell erledichd.  Heid is mers widder in die Händ gfalln und ich dachd mer: Dou mou i edz fei a amol hii. Des wor echd a scheener Käsch. Bassende Staidsches un a lusdiges Verschdegg.
Rechd scheener Dangg, odder wie sachd der Frangge: Bassd scho !“
Bevor jetzt Cacher aus dem restlichen Bayern die Hände über den Kopf zusammenschlagen: Ja, es ist mir bekannt, dass das weder oberbairisch noch niederbairisch, sondern fränkisch ist und ich will mit dem Beispiel auch nicht die emotionale Diskussion um die Zwangseingliederung Frankens nach Bayern durch den Wiener Kongress erneut aufgreifen.

Auch die schwäbische Mundart ist mehrmals vertreten. xzlim schreibt in der Beschreibung zu Schwäbisch-Ronde-Rot 
„fr alle dia schwäbisch kennad wird dia Ronde koin großer Äkt sei,
fr alle andere watscheinz scho ........... ;-)
des isch dr erschde käsch vo 6, wo ma alle en ra gmiatlicha Ronde vo ca. zwoiahalb kilometr
macha ka, odr alle oinzln, ganz wia ma will ......
Dand mir blos oin gfalla ond parkad bei dr reithalla wenner mit'm audo ontrweags send.
mit'm rädle send alle käsch's brima zom erreicha“
Und obwohl auch die Hints im schwäbischen Dialekt gehalten waren, konnte ich die Runde erfolgreich beenden und habe auch den Owner-Wunsch beherzigt:
„also dann viel schbaas ond land au me alz so zrugg wiar's gfonda hand,
abr des moss ma ja eigentlich id dazuasaga“

DrArzgebirschler hat in der Cachebeschreibung zum De griene Kaarch moniert, dass es „noch keen Arzgebirgischen Begriff  für Cache“ gibt. Das wird aber nicht der Grund gewesen sein, dass er seine Aktivitäten Ende 2011 eingestellt hat. Der von ihm gelegte Cache lebt noch und wird regelmässig gefunden. 
De griene Kaarsch: wie de Leit im Ort allmeitog schu de Kaarsch aufm Zellerberch genannt hohm, haast heit Friedenskirche Aue Zelle.
Warum de Leit friehr griene Kaarsch dazu soogdn und a heit noch soong lach am Kupferdach, was nooch und nooch grie gewordn is.
Vor einigen Gahrn wurde's aber erneuert seit dem --- Nix mehr mit grien…
Ob die relativ wenigen Funde (179) seit Veröffentlichung im Oktober 2009 ihren Grund in Verständnisproblemen haben?

Neulich bin ich über einen Cache in Platt gestolpert. Das ist nun aber kein Dialekt, sondern eine Sprache und für mich eine absolute Fremdsprache. Da müsste man die Cachebeschreibung, wie bei manch anderen deutschen Dialekt-Caches zum besseren Verständnis um eine englische Version ergänzen.
Bei einer Cachebeschreibung in Plattdeutsch reicht sie allein nicht aus, die „Högschde Konzentration“.


PS: Ich würde mich über Kommentare mit Hinweisen auf Caches in anderen deutschen Dialekten freuen. Da könnte man doch glatt eine Mundart-Challenge daraus machen. ;-)

Freitag, 22. Juni 2012

Pimp your Stats: Auf nach Ohrsleben !


Von der A 2 zwischen Braunschweig und Magdeburg sind es von Helmstedt an der Grenze von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gerade mal 20 Kilometer auf der B 245a bis nach Ohrsleben. Ein Klacks für alle Cacher, die, um ihre Statistik aufzupeppen, oft Hunderte von Kilometern quer durch Deutschland fahren.


Hotensleber Statistik Runde oder kurz HSR heißt der neueste Statistik-Trail. Eigentlich liegt ja Ohrsleben und nicht Hotensleben strategisch günstig in der Mitte, von wo aus man fast sternförmig seine Sammelrunden drehen kann. Am 21. April hat Scom die ersten 15 Dosen ausgelegt und in der Beschreibung versprochen, die Runde auf 250 Dosen zu erweitern. Ein Mann ein Wort! Aktuell sind es 222, aber die L 104 verträgt ja noch ein paar und so werden es auf engstem Raum schon an die 250 Filmdöschen werden.

Seit Januar 2012 ist Scom dabei und hat bisher rund 500 Dosen gefunden und selbst 240 ausgelegt.
Meinen ersten Cache habe ich entwickelt, als ich schon etwa 200 andere Caches gefunden hatte. Ein aus heutiger Sicht mieses Verhältnis, aber die Zeiten haben sich halt geändert. Während ich mir damals viele Ideen und Anregungen bei den gefundenen Regulars holte – Filmdosen und Petlinge gab es 2004 kaum – und auch versuchte, diese Anregungen aufzunehmen und in veränderter Form umzusetzen, werden heute standardisierte Dosen und Petlinge ohne großen Anspruch alle 200 m platziert. Da braucht man nicht auf eine größere Erfahrung zurückzugreifen.

Mir gefällte es, wenn Scom in der Beschreibung schreibt:
„Dieser Cache ist allen Statistik-Cachern gewidmet. Einfach ein schneller Cache für zwischendurch und ein weiterer Punkt für die Statistik“. Die ersten Beschreibungen enthalten sogar noch den freundlichen Hinweis, dass "dies sozusagen ein Schnellcache ist" und dass "der Online Log aus maximal 10 Wörtern bestehen darf."

Dass jetzt auch Sachsen-Anhalt eine so umfangreiche Statistik-Runde hat, scheint sich noch nicht so herumgesprochen zu haben. Mit etwas über 200 Funden für die erste 15 Dosen Kleinrunde, seit 21. April bisher ein etwas schwaches Ergebnis. Und auch die rund 30 Logs für die ab 11. Juni veröffentlichten Caches sind eigentlich auch recht mager.
Anscheinend wurde die Runde überregional noch nicht entdeckt oder die in Frage kommenden Cacher sind noch am Blaumilchkanal, bei der Säubrennerrunde,  Rund ums Herzogtum oder auf ähnlichen Touren unterwegs. Aber das wird sich sicher noch ändern.

"Keiner mag Statistikrunden, aber jeder macht sie ?!" schreibt Scom in der Cachebeschreibung und damit scheint er doch schon ausreichend Erfahrung zu haben. 
Naja, jeder macht sie ja auch wieder nicht und es gibt viele, die teilweise sehr energisch gegen diese Statistikflut argumentieren.
Langlebig sind sie auch nicht immer und manche dieser Runden ist längst wieder eingestampft, weil der zeitliche Aufwand für Pflege und Wartung durch den Owner schon sehr groß wird und ihm dann häufig im Laufe der Zeit auch die Lust dazu vergeht.

Aber solange beim zufälligen Treffen zweier sich nicht bekannter Cacher im Gespräch schon bald nach der Anzahl der gefundenen Caches gefragt wird und eine hohe Zahl dann anerkennende Bewunderung hervorruft, solange werden Statistik-Runden ihre Fans haben.
Wer sie nicht mag, der kann sie ja ignorieren und wer Spaß daran hat, der soll sie machen – solange sie existieren.

Sehen wir uns in Ohrsleben? 
So schnell wahrscheinlich nicht, denn zuerst muss ich noch nach Jülich.

Sonntag, 17. Juni 2012

Was macht sidBOB16 mit all den geklauten Coins?



Von osmi7 einer Geocaching Familie aus Finnland habe ich bis vor kurzem noch nichts gewusst. Seit ein paar Wochen allerdings verbindet uns eine etwas negative Erfahrung, die mit einer e-mail von osmi7 so begann:



We are osmi7 -- a geocaching family in Joensuu, Finland. We are contacting you with the hope of getting help in solving a geocaching-related problem. Namely, a German geocacher, SidBOB16, has picked up some 30-40 geocoins and travel bugs -- including your Geowoodstock IX Official Event Geocoin and our Compass Rose Geocoin -- and keeps them at his possesion. We have tried to contact SidBOB16, but there has been no response. It seems that (s)he has no intention to let the geocoins / travel bugs to continue their journey.
We think that such behaviour is not only sad for those persons whose geocoins / travel bugs are caught by SidBOB16, but also to geocaching in general, because it discourages people to send new geocoins to travel from cache to cache. As we live in Finland and our knowledge of the German language is poor, there is little we can do in this specific case. Therefore, we kindly ask for your assistance in this problem.
Best regards,

Nicht jeder kann Englisch und vielleicht hat sidBOB16 die e-mail von osmi7 auch gar nicht verstanden oder hat noch Probleme mit Geocoins und TBs umzugehen. In der Community ist er nicht eingebunden und hat bisher noch kein Event besucht. Die Logs seiner gerade mal 63 Funde in 10 Monaten kamen mir textlich auch etwas kindlich vor. So schrieb ich ihm am nächsten Tag eine, wie ich dachte, hilfreiche mail an einen Newbie:

Hallo sidBOB16,
ein Geocacherfreund aus Finnland hat mich um Hilfe gebeten, weil Du anscheinend mit Geocoins und Travelbugs falsch umgehst. Wenn man erst kurz dabei ist kann es schon vorkommen, dass man die Regeln für Coins und Bugs noch nicht genau kennt.
Coins und TBs sind keine Dinge in Caches, die man mitnimmt und behält. Sie haben vom Owner, der sie in einem Cache gelegt hat, eine Aufgabe bekommen und jeder Cacher, der sie mitnimmt, hilft auch mit, dass die Aufgabe erfüllt wird. Manche sollen nur von Cache zu Cache wandern, andere ganz spezielle Orte besuchen. Wer so eine Coin oder einen TB mitgenommen hat, legt sie möglichst bald wieder in einen anderen Cache ab. Du kannst die Reisenden unter "Trackables" mit der Codenummer loggen und bekommst dafür einen Trackable Found und bei Coins meist ein spezielles Icon in Deinem Profil. Aber das kennst Du ja, weil Du eine Reihe von Coins gefunden hast.
Allerdings hast Du vergessen, sie wieder in einen Cache zu legen und sie so weiter zu schicken. Behalten wäre gegen die Regeln und grob unsportlich. Du willst ja auch nicht, dass Dein TB "Kleine Kirchenmaus" irgendwo verschwindet.
Da Du auch eine Coin von mir hast wäre ich Dir dankbar, wenn Du meine - wie auch die anderen - baldmöglichst wieder auf die Reise schickst.
Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir kurz bestätigen würdest, dass Du die Regeln verstanden hast und in Kürze aktiv wirst.
Happy Caching
Albatross1901

Jetzt hatte ich allen Grund, mich zufrieden zurückzulehnen, denn meinen unbekannten finnischen Cacherfreunden hatte ich geholfen und einen Newbie durch eine hilfreiche Mail den Umgang mit Coins und TBs beigebracht. Da kann man sich doch wirklich gut fühlen!

Eine Folgemail aus Finnland hat mich dann aber wieder auf den Boden zurückgebracht. Wie mir osmi7 schrieb, ist ihre Compass Rose Coin Navigator’s Little Helper von sidBOB16 in einem Cache – per note – abgelegt worden … nur, da war sie nicht dort, wie der nächste Finder des Caches einen Tag später an osmi7 bestätigte.
Über 20 weitere Coins und TBs hat er kurz nach meiner Mail am 21. April in Panzerknacker abgelegt. Team Printen waren die ersten, die einen Tag später nach dem Fund dieses Caches auf die fehlenden Coins hingewiesen haben. sidBOB16 hatte sie bei einem Fund des Caches – ob sein Name überhaupt im Logbuch steht? – nur virtuell eingeloggt, die Coins aber behalten. Und nicht nur er, sondern auch Andimaus, seit Oktober 2011ständiger Begleiter von sidBOB16, hat in diesem Cache einige der Coins gedroppt. Andimaus scheint das Alter Ego vulgo Zweitaccount von sidBOB16 zu sein, denn – warum auch immer - ständig werden Tradis gemeinsam gesucht und von beiden in ähnlichem Sprachduktus geloggt. Schon etwas absurd so ein Verhalten.

Wenn mich etwas ärgert, dann ist es der Versuch, mich für dumm zu verkaufen und so wurde meine nächste Mail dann ziemlich deutlich:

Hallo sidBob16,
vor ein paar Tagen habe ich Dich angeschrieben um das Problem mit den von Dir eingesammelten und nicht weiter gegebenen Geocoins zu klären. Ich habe zwar keine Antwort von Dir erhalten, aber am 21.04.2012 hast Du die meisten der Coins - gemeinsam mit Deinem "Alter Ego" (?) Andimaus - bei GC37V36 "Panzerknacker" abgelegt. Allerdings war das, wenn man die Logs am Folgetag liest wohl eher ein virtueller Drop und die Geocoins sind noch immer in Deinem Besitz.
Ich kann mir nicht vorstellen dass Du Dir im Klaren bist, was Du hier machst und welche Konsequenzen das für Dich haben kann.
Mit Deiner Anmeldung bei Groundspeak hast Du bestätigt die Regeln und Richtlinien einzuhalten. Eine dieser grundsätzlichen Regeln betrifft auch die Travelbugs und Geocoins.
TBs und Geocoins werden von einem Owner mit einer bestimmten Aufgabe auf die Reise geschickt, das heißt in einem Cache abgelegt. Er ist damit zwar nicht mehr Besitzer - das ist kurzfristig bis zum nächsten Drop der Finder, der sie mitnimmt - aber der Owner ist immer noch Eigentümer des TBs oder der Coin. Das Zurückhalten von TBs oder Coins ist damit juristisch Diebstahl einer nicht Dir gehörenden Sache und kann straf- und zivilrechtliche Folgen haben.
Das kann bei mehreren Coinownern - wenn sie diesen Diebstahl verfolgen - eine ganz schön teure Angelegenheit werden, da der Gerichtsstand der jeweilige Wohnort des Eigentümers ist und damit recht teure Verfahren bei verschiedenen deutschen und ausländischen Gerichten drohen.
Deine Identität und Deine Anschrift kann dabei über Groundspeak, die solche Spielverderber wenig schätzen, über Deine Anmeldungsdaten oder IP-Adresse Deiner Logs leicht herausgefunden werden.
Jeder hat in seinem Leben schon Dummheiten gemacht ... und daraus gelernt. Ich hoffe nicht, dass Du Dir wegen ein paar Coins Schwierigkeiten und Kosten aufhalsen willst und daher lernfähig bist.
Die einfachste Lösung wäre, die virtuell gedroppten Coins auch virtuell wieder einzusammeln und sie - auch in echt - in einem geeigneten Cache abzulegen. Die Alternative wäre ein kleines Päckchen zu schnüren und mir die Coins zuzusenden. Ich würde sie dann kurzfristig in Caches verteilen und so die Sache abschließen. Meine Adresse schicke ich Dir gerne zu.
Sollte ich bis Ende April jedoch nichts von Dir hören, dann müssen wohl die vermeidbaren kostenaufwändigeren Maßnahmen eingeleitet werden - und das ist sicher nicht in Deinem und auch nicht in meinem Sinn.
Happy Caching
Albatross1901

War ja, zugegeben, schon etwas starker Tobak von mir. Gehört habe ich auch auf diese Mail nichts von sidBOB16. Passiert ist aber auch nichts und die Coins sind immer noch in Panzerknacker eingeloggt.
Mit einem seit vielen Jahren gut bekannten Reviewer habe ich mich über dieses Verhalten ausgetauscht. Gegen solche dummdreisten Leute vorzugehen würde kaum einen Sinn machen, weil sie nach einer möglichen Sperrung des Accounts einfach ein neues, in dem Fall vielleicht Account # 3, eröffnen und so weiter machen.

Aber kann man so ein unsoziales Verhalten, Diebstähle ohne jedes Unrechtsbewusstsein, einfach durchgehen lassen?
An die 30 Cacher – oft Familienteams oder Kinder – haben eine Geocoin erworben, die Beschreibung oft mühsam gestaltet und sie dann in freudiger Erwartung auf den Weg geschickt. Sicher auch die Reise von Cache zu Cache verfolgt und dann die Enttäuschung, wenn sie verschwindet. Geklaut nicht etwa von irgendwelchen Muggles, sondern von einem anderen Cacher, der anscheinend nicht kapiert hat, dass es nicht um den materiellen Wert einer Coin geht. Es ist die Idee der großen sich helfenden Cacher-Community, die aus Spaß am Spiel die Coins weitertragen und die durch solche Menschen wie sidBOB16 vor die Hunde geht.
Seit Ende April loggt er keine Funde mehr, dafür sieht man hier und da eine Note. Irgendwann wird er den Spaß verlieren … und ich hoffe, möglichst bald.Die Coins und TBs wird man wohl abschreiben müssen. 
Aber was kann er mit den Coins schon anfangen? Sie in eine Schuhschachtel packen und ab und zu klammheimlich mal anschauen. Für die Owner haben die Coins einen ideellen Wert, für ihn sind sie eigentlich wertlos. Ich bekäme jedes Mal, wenn ich so eine gestohlene Coin anschauen würde ein schlechtes Gefühl.
Eine der geklauten Coins ist im Juni bei einem Event discovered worden. Wohl nicht real, sondern als eine Nummer auf einer TB- und Coinliste.
Was aber besonders traurig stimmt: sidBOB16, der Cacher der ohne Unrechtsbewusstsein gegen die Regeln verstösst, scheint nicht etwa ein schulpflichtiges Kind mit schlechtem Sozialverhalten zu sein. Das schwarze Schaf, das sich mit diesem pubertären Verhalten zeigt, ist ein Soldat aus Viersen. 
Traurig!






Mittwoch, 13. Juni 2012

Deutschland Europameister ! … oder doch nicht ?


Ob Deutschland die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine erfolgreich abschließt und sich mit dem Titel eines Europameisters schmücken darf, das wird sich erst nach dem Endspiel in Kiew am 1. Juli 2012 zeigen.  Bis dahin ist noch ein spannender Weg und wenn Geocacher sich auch, wie die Mehrheit der Deutschen für Fußball begeistern, dann werden die Fundzahlen in den nächsten drei Wochen wohl etwas zurückgehen.

Beim Geocachen sind allerdings schon Europameister – und das mit weitem Abstand!
Mit einer Viertel Million Caches liegen über ein Drittel aller in Europa versteckten Schätze in Deutschland.
Großbritannien liegt als „Vizemeister“ mit rund 126.000 Caches und 17,1 % um mehr als die Hälfte zurück. Meine österreichischen Landsleute haben immerhin 25.000 Caches (3,5 %) ausgelegt und belegen im Europa-Ranking einen stolzen 6. Platz. Im Fußball ist man dagegen weniger glücklich und verliert auch einmal gegen die wenigen Freizeit-Kicker von den Faroer Inseln.

Aber die Anzahl der versteckten Caches ist nur eine Sichtweise.
Man könnte die Zahl der Caches auf die Größe des Staatsgebiets umrechnen und dann sieht das Ranking schon wieder ganz anders aus. Statistisch wäre dies ein falscher Ansatz, denn ein Land mit weiten kaum bewohnten Landstrichen und einer geringen Bevölkerungszahl würden das Bild verfälschen.

Korrekter wäre es, die Anzahl der Caches mit der Bevölkerungszahl in einen Bezug zu setzen. Schließlich sind es Menschen, die Caches entwickeln und auslegen. Je höher die Zahl der Caches pro 100.000 Einwohner, desto intensiver scheint Geocaching in der Gesellschaft als Hobby oder Freizeitsport integriert.

Und da schaut es für Deutschland nicht mehr so positiv aus, wenn man einen vorderen Platz in der Europawertung überhaupt als positiv einschätzt und erstrebenswert findet.
Jetzt ist Deutschland mit rund 300 Caches pro 100.000 Einwohner nur noch auf Platz 7 der Europaliga. Selbst Österreich ist knapp vor Deutschland platziert.
Mit 590 Caches liegt Schweden an der Spitze, gefolgt von Norwegen mit 508 und dem kleinen Luxemburg mit 460 Caches. Skandinavien ist überhaupt stark in der Spitze vertreten, denn die nächsten beiden Plätze werden von Dänemark (420) und Finnland (380) belegt.
Anders als beim Fußball belegt Polen mit 8,6 Caches pro 100.000 Einwohner den letzten Platz in der Europawertung.

Wenn Deutschland eine ähnliche Cachedichte wie Schweden erreichen wollte, dann müssten über die rund 250.000 Caches  weitere 236.000 Dosen ausgelegt werden.
Das ist wohl eher ein Horror-Scenario.

Man muss ja nicht immer ganz vorne mitspielen. Balassen wir es also mit den statistischen Spielereien und bereiten uns mit der entsprechenden Fanausrüstung lieber auf das heutige Spiel gegen die Niederlande vor. Die hätten mit Platz 11 und 2,6 % aller in Europa ausgelegten Caches bzw. einer Cachedichte von 110 Dosen zumindest beim Cachen keine Chance.

Freitag, 8. Juni 2012

Webcam-Caches: „With a little help from your friends!"


Wer kennt ihn nicht, den alten von John Lennon und Paul McCartney geschriebenen Song „With a little help from my friends!“? Er ist einer der wenigen Beatles-Songs, bei dem der Schlagzeuger Ringo Starr den Gesangspart übernahm. Da seine stimmlichen Fähigkeiten aber etwas beschränkt waren, kam es ihm sehr entgegen, dass das ganze Lied nur auf fünf nebeneinander liegenden Tönen basiert.

Auch bei den Webcam-Caches ist man bei den fünf Stufen eines Webcam-Caches auf die Hilfe von Freunden angewiesen:

Man sucht gezielt oder findet zufällig einen Webcam-Cache bei Geocaching.com.
Leicht wird man sie nicht mehr finden, denn seit Herbst 2005 werden keine neuen mehr freigeschaltet und trotz Bestandsschutz  („grandfather rights“) der bestehenden wird die Anzahl durch Abschaltungen von webcams immer geringer. Im 500 km Umkreis um meine Home-Koordinaten existieren gerade noch 35 aktive Webcam-Caches und wenn man um Kassel einen 1000 km Radius zieht, dann werden inkl. der Nachbarländer 171 aktive Webcams aufgezeigt. Als virtuelle Caches sind auch sie eine aussterbende Art.
Die URL-Adresse der Webcam muss herausgefunden werden.
Oft steht sie in der Cachebeschreibung oder kann als Link angeklickt werden. Mitunter erwartet der Owner aber auch, dass man sich an die Webcam-Adresse herangoogelt. Meist kein großes Problem, denn die meisten Webcams sind auf den homepages der betroffenen Städte oder Firmen gelistet.
Zur Adresse vor Ort gehen und sich fotografieren lassen
Mit den coords aus der Beschreibung und einem hilfreichen Foto mit aussagefähigen Objekten wie Brunnen, Bäume, Fassaden etc. zur Orientierung im Umfeld, steht man dann irgendwann vor Ort und sucht krampfhaft das kleine Objektiv, das sich irgendwo am Fenster oder an einer Fassade versteckt. Und dann lächelt man hoffnungsfroh in die weit entfernte Linse ohne zu wissen, ob die webcam online oder evtl. abgeschaltet ist. Ob das Bild kontinuierlich erneuert wird oder vielleicht nur alle 15 oder 30 Minuten eine Aufnahme ins Internet gestellt wird, darüber hat man sich ja vorher informiert. Da kann das Lächeln schon über Minuten einfrieren. Macht aber keinen Unterschied, denn auf dem Bild ist man so klein, dass es mitunter überhaupt schwierig ist eine Person zu identifizieren, geschweige denn ein Lächeln.
Ist die Webcam abgeschaltet, dann akzeptiert mancher Owner schon mal ein selbst geschossenes Foto – obwohl dies nicht der Idee eines Webcam-Caches entspricht.
„With a little help from my friends“ kommt jetzt als entscheidender Faktor ins Spiel.
Man braucht einen Freund zu Hause, den man anrufen kann und der das aktuelle Foto mit dem abgebildeten Finder abspeichert. Die Kommunikation über das Handy kann dann schon sehr originell verlaufen: „Wo bist Du?“, „Ich kann Dich nicht sehen“, „Mach noch drei Schritte nach links“ oder ähnliches wird geklärt und abgesprochen. Zur Erleichterung, aber auch zur Belustigung unbeteiligter Passanten verlangt mancher Owner, dass – bei strahlendem Sonnenschein – ein Regenschirm aufgespannt oder irgendein Schild hochgehalten wird. Das kann manchmal fast peinlich werden, aber da muss man durch, wenn man das Webcam-Icon in seinem Profil führen will.
Mit den Smartphones wurde es einfacher. Da kann man auch selbst schnell mal ins Internet und das Foto speichern. Ist auch angenehmer für den helfenden Freund, der, aus Übersee angerufen, schon mal lange nach Mitternacht – weil man die Zeitdifferenz falsch eingeschätzt hat  – aus dem Bett geklingelt wird.
Eine Hilfe, wenn man niemanden erreichen kann,  ist auch der  webfrosch.
Der speichert Bilder von webcams ab und hält sie 24 Stunden auf dem Server zum Download bereit. Innerhalb dieser Zeit hat man sicher Internetzugang und kann sich das Bild herunterladen. Nur, eine aktuelle Kontrolle bei der Aufnahme hat man so halt nicht.
Daheim wird dann geloggt
Wieder daheim oder noch von unterwegs im Internet angekommen, wird der „Fund“ mit allen anderen Finds geloggt und das Foto hochgeladen.

„With a little help from my friends“ wurde im März 1967, vor über 45 Jahren, in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Auf dem Weg dorthin quert man einen Zebrastreifen, so wie auf dem berühmten Foto seinerzeit im Gänsemarsch auch die Beatles. Und dieser Zebrastreifen ist wohl einer der berühmtesten Webcam-Caches „London – Beatles Abbey Road“ Veröffentlicht im Juli 2002 gibt es bisher fast 900 Besuche mit Fotos.
Einer der ältesten aktiven Webcam-Caches liegt in Boulder, Colorado. Die Pearl Street Webcam ist seit April 2002 bisher an die 350 mal von Cachern besucht und geloggt worden. Und über die Beschreibung des Caches kommt man auch auf die Spur des ältesten Webcam-Caches. Die Idee, einen Virtuellen Cache mit einem Webcamfoto zu verknüpfen und so eine neue Kategorie zu schaffen, kam ausnahmsweise kein Amerikaner. 
mrudy, ein sporadischer Genusscacher, der seit Juli 2001 gerade mal 232 Funden geloggt hat, hat mit der Frankfurt Webcam Virtual Cache am 16. Februar 2002 diese neue Kategorie erfunden. Aber schon damals gab es Verständnisprobleme: Ein Finder hat ein normales Foto mit seiner Kamera hochgeladen – Sinn nicht verstanden. Ein anderer beschwert sich über die 60 Minuten, bevor ein neues Bild gemacht wird. Zumindest einer der fünf Cacher, die diesen Webcam-Cache geloggt haben hat alles richtig gemacht. Nach nicht einmal drei Monaten und 5 Funden ist die webcam verschwunden und der Cache – auch ohne entsprechende Note – archiviert worden.
Aber so erging es ja auch der weltweit ersten Webcam, die bekannter Weise im Uni-Intranet die Kaffeemaschine im Trojan Room des alten Computerlabors in der Universität Cambridge zeigte. Mit der 1991 entwickelten Idee sollten unnötige Wege durch die langen Flure zur vielleicht leeren Kaffeemaschine vermieden werden. 1993 wurde die Webcam mit dem Internet verbunden und damit weltweit bekannt. Im August 2001 wurde der Betrieb eingestellt und die letzte Kaffeemaschine – ein deutsches Krups Modell – über ebay zu 3.350 Pfund von Spiegel online ersteigert, wenn man Wikipedia Glauben schenken kann.
Vielleicht schafft der letzte vor einem Webcam-Cache aufgespannte Regenschirm auch ähnliche Höhenflüge. Für die Erhaltung der Geocaching-Geschichte sollte man vielleicht beizeiten Groundspeak informieren. 

Freitag, 1. Juni 2012

traaser-michel, jetzt konnte ich mich revanchieren!


Es ist schon einige Jahre her, seit ich gemeinsam mit meinem jugendlichen Gastcacher am 30. Dezember 2008 in Darmstadt unsere Jahresabschlusstour absolvierte. Wir hatten unsere Freude an den originellen Verstecken des schon lange archivierten Adventskalenders von benzol in der Waldkolonie. Lange mussten wir bei keinem Türchen suchen, denn der Kalender hat Cacher aus der Umgebung wie ein Magnet angezogen und wir mussten nur auf die vom Weg abzweigenden Cachertrails achten.
So wurden wir früher als geplant fertig und machten uns noch für eine kleine Runde im Wald zum Gelände der TU Darmstadt auf den Weg. Allein und ohne ausgetretene Pfade waren wir hier unterwegs und von Cache zu Cache wurde es allmählich dunkler. Eigentlich sollten wir schon wieder daheim sein  und so wollten wir um 16:30 Uhr mit einem letzten Tradi den Tag und das Jahr abschließen.

Ein treuer Begleiter bei allen meinen Touren ist ein handlicher, kleiner und leichter LED Lenser. Selbst bei Tag setze ich ihn manchmal ein, wenn die Dose tief in einer Wurzel oder in einem sonstigen dunklen Bereich versteckt ist. Der Lichtkegel der Lampe fokussiert auch die Aufmerksamkeit auf den angestrahlten Bereich und man wird schneller fündig.
So auch bei diesem Cache. Aber in der Eile des Loggens, Versteckens und Einpackens der Utensilien – daheim wartet man ja schon auf uns – habe ich dann vergessen, auch meinen Lenser einzupacken. Das merkte ich aber erst, als wir nach halbstündigen Rückmarsch schon im Auto auf dem Heimweg waren. Was für ein toller Jahresabschluss!

In meinem online log habe ich dann gebeten, dass der nächste Finder auf einen in der Nähe liegenden Lenser achten soll und sich – ohne ihn einfach zu vereinnahmen – doch mit mir in Verbindung setzen sollte.
Schon am Folgetag, Silvester 2008, las ich die Note vom Owner. traaser-michel hat sich auf seinen Drahtesel geschwungen, sich auf den Weg zum Cache gemacht und nach einiger Suche hat er „die Elektrokerze“ sichergestellt, bevor sie „die Wildschweine fressen“. In den ersten Januartagen war mein LED Lenser gut verpackt und unbeschädigt in meinem Briefkasten und noch heute ist er bei jeder Tour dabei. Liegenlassen werde ich ihn wohl nicht mehr.

An diese alte Geschichte musste ich denken, als ich vor ein paar Tagen - wieder einmal auf einer Einführungsrunde mit Jungcachern - den  Adventskalender bei Bliesbruck in Frankreich, ca. 20 km von Saarbrücken entfernt, abwanderte.
Gegen Ende der 8 km Runde sah ich am abgebrochenen Ast eines Baumes, direkt neben dem Weg, einen Beutel mit einem Schlafsack hängen. Bei einer Wanderung entlang dem Flüsschen Blies war der wohl vom Rucksack gerutscht und auf den Weg oder in die Brennesseln gekullert. Irgend jemand hat ihn dann wohl an den Baumast gehängt, damit der Verlierer ihn leichter finden könne. So hing er dort und würde vielleicht immer noch am Ast hängen, wenn nicht auf einem kleinen am Beutel angebrachten Zettel Name und  Telefonnummer gestanden hätten. Eine Vorwahl aus Mannheim! 
Ein Anruf direkt vom Fundort aus hat dann bestätigt, dass die Eigentümerin den Schlafsack bei einer Wanderung verloren hat und inzwischen schon lange wieder daheim war. Der Rest unserer kleinen Wanderung war dann durch den Transport von dem doch etwas klobigen Beutel etwas erschwert - aber fürs Tragen gibt es ja Jungcacher.
Abends ging es wieder nach Hause und bei der Heimfahrt machte ich in Mannheim einen kleinen Abstecher von der Autobahn. Kurz vor 22 Uhr war der Beutel mit dem Schlafsack dann frei Haus abgeliefert.

Der Bruder der Besitzerin hat sich gefreut und war dankbar. Mir hat es aber auch gut getan und ich habe mich bei der Übergabe wirklich gut gefühlt. Ich kann mich ja reinfühlen in die Situation, wenn man GPS, Handy, sonstige Ausrüstungsgegenstände oder einen Lenser verliert. So konnte ich mich, fast 3 ½ Jahre später, mit einer ähnlichen Hilfsaktion wie zu Silvester 2008, für die damalige Hilfe vom traaser-michel revanchieren.