Samstag, 10. Oktober 2015

Where the eagles fly

Schurz, im Nordosten von Nevada an der US 95 gelegen, ist ein kleines Nest mit kaum mehr als 300 Häusern und gerade Mal 658 Einwohnern. 550 davon sind „Native American“, wie die Indianer politisch korrekt genannt werden. Es ist die einzige nennenswerte Ansiedlung in der „Walker River Indian Reservation“, wo der Walker River Paiute Tribe mit 853 Natives ansässig ist.

„Agai-Ticutta“ nennen sie sich in der Paiute-Sprache. Das heißt „Trout-Eaters“ oder „Forellen-Esser“. Die scheint es ja im Walker River ausreichend gegeben zu haben. Im semi-ariden Klima des Reservats mit 10 mm Niederschlag pro Monat und mit Durchschnittstemperaturen von 34 Grad am Tag und 10 Grad nachts kann ja kaum etwas anderes Essbares gedeihen.

Daran konnte auch der Paiute-Prophet Wovoka nichts ändern. Der in Schurz begrabene Wovoka sollte die Fähigkeit gehabt haben das Wetter zu beeinflussen. Mit Regen und Schnee soll er eine Dürre beendet haben und an einem heißen Sommertag soll auf seine Intervention hin ein Eisbrocken aus dem Himmel gefallen sein.

Bekannter wurde Wovoka um 1890 als Erfinder des Geistertanzes, der meist fünf Tage dauerte. „Die Personen beim Geistertanz halten sich alle bei den Händen. Zuerst kommt ein Mann, dann eine Frau und so weiter. Auf diese Weise entsteht ein sehr großer Kreis. Sie tanzen in diesem Kreis unaufhörlich, bis einige von ihnen so müde werden und erschöpft sind, daß sie besessen werden und schließlich wie tot umfallen“ berichtet George Sword, ein Oglala Sioux. Die alte Welt ohne den weißen Mann würde wiederkehren und dicht an dicht würden Büffel die Ebenen überfluten und die Adler am Himmel kreisen.

Wer nicht gerade an der Geschichte der bis heute anerkannten 567 „Nations“ interessiert ist, dem wird der Ort Schurz, die Paiute-Indianer und Wovoka kaum was sagen.

Vereinzelt mögen ja noch Adler über Schurz ihre Kreise ziehen. Aber es ist ein anderer, ein bodenständiger Adler, der heute das Interesse auf sich zieht. „The Eagle Geoart“ ist ein vom Team SageBrushers ausgelegtes Geoart-Kunstwerk eines fliegenden Adlers besthend aus 650 Tradis, die östlich von Schurz in den Wüstenboden gezaubert wurden. Keine Mysteries, die dann bequem an einer Landstraße liegen und wie all die nahegelegenen Powertrails einfach als Drive-In eingesammelt werden können. Dieser Eagle muss mühsam erwandert werden.


Das mag der Grund sein, dass es bei dem im März 2014 ausgelegten Adler bisher nur 72 Fund-Logs gibt. Im Vergleich zum in der Nähe gelegenen E.T-Trail mit über 1.300 Funden seit August 2011 ein Nichts. Den E.T.-Trail kann man bequem abfahren, den Adler muss man im weichen Sand mühsam ablaufen. And that makes all the difference!
3-carver, ein Geocacher aus der Urzeit, der die Dosensuche Ende 2002 begann, hat das im August 2015 gemacht. Vom Eagle001 bis zum Eagle650 war er an fünf Tage insgesamt 44 Stunden unterwegs und ist dabei 100,1 Meilen d.h. 161 Kilometer entlang der Konturen gewandert. „Man kann sich schwer vorstellen, wie groß das ist, bevor man es nicht abgewandert ist.“

Der tiefe Sand und Sagebrush, die Sträucher des Wüstensalbeis - der aromatisch duftet, aber das Fortkommen behindert - sind schon besondere Herausforderungen. Ohne feste Schuhe kann man sich durch den eindringenden Sand auch schnell Blasen laufen. Dafür sieht man unterwegs Hasen, Eidechsen und Klapperschlangen und mit etwas Glück auch Coyoten oder Wildpferde. Und wenn man seinen Blick nicht auf den am Boden ausgelegten Adler fixiert, dann kann man auch mal einen Gold Eagle durch die Lüfte segeln sehen.


Was der sich wohl über die Geocacher, die hier ihren mehrtägigen Geistertanz absolvieren, wohl denkt?

Sonntag, 4. Oktober 2015

Mishaps: Wenn das Cachemobil plötzlich stottert

Kühl und frisch ist die Luft am Morgen. Allmählich gewinnt die Sonne an Kraft und es wird wärmer. Der Himmel klar und nur einzelne kleinere Cumulus-Wolken verlieren sich und erscheinen wie weiße Wattebäuschchen im tiefen Blau. Die Blätter der Buchen, Birken und die vieler Sträucher sind schon gelb und rot eingefärbt und reflektieren das Sonnenlicht. Das sind Herbsttage und Stimmungen, die man aufsaugt und die in der Erinnerung haften bleiben.

Die Caching-Tour in die Oberpfalz hat sich gelohnt. Drei Wanderrunden mit insgesamt knapp 19 Kilometer bin ich an diesem außergewöhnlich schönen Herbsttag abgelaufen und mich dabei in 40 Logbücher eintragen können. Rundum zufrieden war ich nach einem Zwischenstop in Niederbayern von meiner traditionellen Übernachtungs-Relais-Station jetzt auf der A 3 auf dem Heimweg.

„Werkstatt aufsuchen“ und ein Symbol für ein Batterieproblem zeigt plötzlich mein Display an. Wie kann das sein? Erst vor drei Wochen wurde die alte Batterie erneuert. Falsch angeschlossen oder irgendein Verbraucher, der unkontrolliert den Saft aus der neuen Batterie saugt? „Komfortsysteme abgeschaltet“ - auch diese Folgemeldung machte mir noch keine übermäßigen Sorgen. Dann kam es dicker: „Sofort stoppen - Kühlflüssigkeit überhitzt“. Tatsächlich war die Anzeige der Kühltemperatur am oberen Ende der Skala. Gleichzeitig fiel die Servolenkung aus. Jetzt war der Tag urplötzlich nicht mehr so schön.

Die 500 Meter bis zu einer Ausfahrt bin ich noch ausgerollt und konnte mein Cachemobil etwas ratlos auf einer Standspur neben der Autobahn zwischen Ausfahrt und Einfahrt abstellen. Hier steht sonst wohl meist nur die Polizei mit einem mobilen Blitzer. Knapp 30 Minuten würde ich wohl warten müssen, meinte der freundliche Mensch vom ADAC. So stand ich neben meinem langsam abkühlenden Cachemobil und sah den auf der anderen Seite der Leitplanke vorbei fahrenden Autos zu. Nach 45 Minuten ein Anruf, wo ich denn stehen würde. Da hat der kleine Ort in der Nähe, den ich angab, doch tatsächlich zwei Ausfahrten. Auch das war schnell geklärt und nach einer Stunde war der Abschleppwagen endlich bei mir. Wie lange doch eine Stunde Wartezeit dauern kann!

Nach erneuter Schilderung der Batteriemeldung und der weiteren Folgen bat er mich die Motorhaube zu öffnen. Ich bin ja von Natur aus kein belehrender Typ, aber dass die Batterie bei mir nahe dem Radkasten der Hinterachse unter dem Kofferraum zu finden ist, das musste ich ihm dann doch mitteilen. Ein Lächeln des netten und gemütlichen Bayern und erneut die freundliche Aufforderung, die Motorhaube zu öffnen. Wie kann man da widersprechen? Und siehe da, der Keilriemen war gerissen und ziemlich zerfasert und damit Lichtmaschine zum Aufladen der Batterie, Kühlung und einige andere Systeme ausgefallen.

Auto huckepack auf den Abschleppwagen und ein paar Kilometer in die Werkstatt bzw. auf den Parkplatz der VW-Niederlassung. Dort waren die Formalitäten proffesionell und schnell erledigt. Statt, wie von mir erwartet, eine weitere Nacht in Niederbayern verbringen zu müssen, arrangierte er mit dem ADAC einen Mietwagen. Die Abholstation sollte mir noch telefonisch mitgeteilt werden. Mein Cachemobil selbst wird per „Sammler“in einigen Tagen an meiner heimatlichen Werkstatt abgeliefert werden. Keine schlechte Lösung. Jetzt weiß ich auch, was eine Plus Mitgliedschaft bedeutet. Mein netter Abschlepper war schon wieder auf Achse zum nächsten Schadensfall und ich stand allein im Hof.

Kurz klingelte mein Handy und dann gab es seinen Geist auf. Batterie leer. Manchmal kommt schon viel auf einmal zusammen. Das Autotelefon zeigte keinen entgangenen Anruf. Erst einmal das Handy über Kabel etwas aufgeladen - soviel Saft hatte noch die Autobatterie - und da war ein Anrufer mit unbekannter Nummer. War das der angekündigte Rückruf? Als nach weiteren 30 Minuten keine Nachricht vom ADAC kam, wusste ich, er war es. Erneuter Anruf über die Notfallnummer, Weiterleitung an die Leistungsabteilung und die gab mir die Adresse der Mietwagenstation: Knapp 500 m von meinem Startpunkt entfernt. Das von mir angerufene Taxiunternehmen empfahl, vorher dort anzurufen und zu klären, ob die Station auch am Feiertag geöffnet sei und mich dann erneut zu melden. Auch das klappte.

Auf der 20 km langen Rückfahrt zu meinem Ausgangspunkt lernte ich vom Taxifahrer viel über Amateur Motorradrennen, die Standfestigkeit der Reifen, über Federwege, den Pannoniaring und sonstige Rennstrecken, fehlende Sponsoren und anderes mehr. So interessant es auch war, ich war doch froh, endlich meinen Leihwagen übernehmen zu können.

Mit vierstündiger Verspätung kam ich dann endlich zu Hause an. Trotz allem: Eigentlich ganz gut gelaufen.

In der Erinnerung wird wohl eher der 2. Tag mit der Rückfahrt als die Cachingrunden in der Oberpfalz haften bleiben.