Montag, 26. März 2012

3, 2, 1, meins … und nun ?

Beim Internetstöbern bin ich auf die kleinere Auktionsplattform gestoßen, bei der hauptsächlich Urlaubs- und Freizeitangebote zu ersteigern sind. Bei dieser Auktion tickt die Restzeit im Sekundentakt herunter und im gleichen Zeittakt werden die Gebote aktualisiert. Da muss man schon aufpassen, dass einem nicht der Spieltrieb packt und man aus Jux und Tollerei einfach mitsteigert.
Nicht immer ist der Top Deal so Top, wie es scheint. Ein Aufenthalt in Garmisch war nicht nur einmal über eine Hotelplattform wie hrs oder booking günstiger zu buchen als der hoch geschaukelte Auktionsendpreis.
Als dann aber das Gebot für einen Aufenthalt in einem 4-Sterne-Hotel in der Nähe von Augsburg mit zwei Übernachtungen für zwei Personen incl. Frühstück, Saunaunutzung etc. noch eine Minute vor Ablauf bei EUR 53.- stand, da konnte ich nicht widerstehen und habe das erste Mal geklickt, um dann bei EUR 71.- den Zuschlag erhalten. Jetzt war es meins … aber was jetzt tun?

Die letzten Wochen habe ich mich bei der Tourenplanung auf den nördlichen Teil Deutschlands konzentriert, dorthin, wo meine noch nicht besuchten deutschen Landkreise liegen. Der Süden war dabei etwas aus dem Fokus geraten. Jetzt galt es zur gesteigerten Relaisstation eine geeignete Tour zu finden.
Und siehe da, westlich vom heute nur noch mit wenigen Einzelcaches vorhandenen Lechfeld, nur wenige Kilometer von meiner Relaisstation entfernt, fand ich auf der Karte den Bandwurm des
Radel Power Trails im Augsburger Naturpark Westliche Wälder
Mit rund 1.200 qkm ist dieser, von den 104 Naturparks in Deutschland, schon einer der größeren. Fast die Hälfte der Fläche ist bewaldet und mit seinen über 1.000 km markierten Wanderwegen ein dünn besiedeltes, einladendes Wandergebiet - ganz zu schweigen von der RPT-Runde mit 80 km Länge, ca. 2.000 Höhenmetern und den ca. 265 Caches auf dem Weg.
Zwar empfehlen die Owner die Strecke mit Trecking- oder Mountain-bike anzugehen, aber wo man mit dem Fahrrad hinkommt, da schafft man es zu Fuß allemal. Es soll ja Cacher gegeben haben, die die gesamte Runde in einem einzigen Tag abradelten. Viel gesehen haben sie dabei sicher nicht – außer den Dosen, die von der Größe zwischen Filmdöschen und Petling alle paar Hundert Meter an typischen Waldverstecken verborgen liegen. Die coords springen und ohne die Spoilerbilder ist man häufig ziemlich hilflos. Es gibt halt zu viele Baumwurzeln. Die meisten Spoilerfotos kann man aber gesammelt als pdf-file von der Profilseite von Cache&Bike herunterladen, wobei einige Fotos auch nicht mehr aktuell sind.
Seit Januar 2011 existiert der RPTrail und weil man die Strecke nicht mit dem Auto abfahren kann, sondern sie erradeln oder erwandern muss, gibt es bisher nur rund 100 Logs pro Cache – wahrlich keine überlaufene Runde.
Jeweils von Siegertshofen aus habe ich mir zwei Rundwege und eine Streckenwanderung mit einer Länge zwischen 12 und 16 km aus dem Trail herausgefiltert.
Bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad und strahlendem Sonnenschein wurde es eine Wanderung in den Frühling! Und es roch auch nach Frühling, wenn man sich den Geruch der frisch gepfuhlten Felder wegdenkt. Ich sah die ersten Hummeln und sogar einen Zitronenfalter. Bis auf ein paar Einheimische beim Schlagholz machen – müssen die immer unbedingt nahe den Verstecken aktiv sein – und zwei Cacherteams per Rad war es menschenleer und eine Wanderung, bei der man die Seele durchbaumeln lassen konnte.

Powertrails – auch per Rad oder zu Fuß – polarisieren. Es ist nicht jedermanns Sache, alle paar Hundert Meter zu stoppen, um den nächsten Cache zu suchen. Zwar sind sie nicht alle gleichartig versteckt und ein paar Multis oder kleine Baumklettereien gehören auch zur Runde, aber es ist halt immer eine Unterbrechung, kaum dass man richtig in Schwung gekommen ist. Mir haben diese kleinen Unterbrechungen nicht geschadet. Im Gegenteil, am 3. Tag, mit schon etwas müden Knochen, war ich durchaus für die kleinen Pausen dankbar.
Wem das aber nicht gefällt, der könnte ja zum Beispiel auf der Runde nur jeden zweiten oder dritten Cache suchen oder sich nur auf die anspruchsvolleren konzentrieren. Dann wird auch der Power-Tour-Verachter an der Wanderung im Naturpark seine Freude haben.

Donnerstag, 22. März 2012

Ich bin kein durchschnittlicher Geocacher

In seiner Diplomarbeit „Geocaching – Eine kontextuelle Untersuchunhg der deutschsprachigen Geocaching-Community“ hat Daniel Telaar im Oktober 2007 die Strukturen der deutschsprachigen Geocacher-Community nach Eigenschaften, Verhaltensweisen, Interessen und Motivation untersucht.

Die 2.300 Fragebögen, die von ihm ausgewertet wurden, stellten damals einen repräsentativen Querschnitt dar. Die Ergebnisse sind sicher auch heute noch gültig, obwohl wenn sich der eine oder andere Schwerpunkt durch die vielen seit 2007 dazu gestossenen Geocacher etwas verlagert haben dürfte.

In der erstmalig mit Hilfe empirischer Methoden beschriebenen und analysierten Arbeit kommt er auf 134 Seiten zu folgenden Schlussfolgerungen:

„Der durchschnittliche Geocacher ist männlich, zwischen 29 und 42 Jahre alt und verfügt über eine hochrangige Schulausbildung. Er lebt in gefestigten Lebensverhältnissen mit einer festen Partnerschaft, jedoch in der Regel ohne Kinder. Er hat aufgrund seines hohen Bildungsniveaus eine feste berufliche Anstellung im Bereich der Informationstechnologie, bei der er ein leicht überdurchschnittliches Einkommen erwirtschaftet.“

Wenn man etwas tiefer in die Zahlen einsteigt, dann sind Geocacher zu 78 % männlich, 77 % sind verheiratet oder haben eine feste Partnerbindung und sind zu 59 % kinderlos. 77 % der Befragten haben Hochschulreife oder ein abgeschlossenes Studium und 59 % sind als Angestellte oder leitende Angestellte tätig.

Schon diese „Grunddaten“ bestätigen: Ich bin kein durchschnittlicher Geocacher.
Wenn ich Geschlecht, Alter, Familienverhältnisse, Schulabschluss und berufl. Tätigkeit nach der Wahrscheinlichkeit miteinander verknüpfe, dann gibt es in Deutschland gerade mal 28 Geocacher, die mit mir Brüder im Geiste sind.

Aber die Kennzahlen, mit welcher Intensität Geocacher ihr Hobby betreiben reduziert die Gemeinsamkeiten noch weiter:
Wenn man statistische Ausreisser eliminiert liegt der Median, d.h. der berichtigte Durchschnitt bei 115 gefundenen Caches. 1/3 der Befragten hat noch keinen eigenen Cache ausgelegt. 63 % gehen mindestens einmal in der Woche dem liebgewonnenen Hobby nach. Die 8 %, die pro Ausflug sechs und mehr Schätze finden, dürften heute durch die größere Cachedichte nicht mehr repräsentativ sein.

Als bekennender Papiercacher gehöre ich zu den fast 91 %, die den Ausdruck mitführen. Zumindest bei diesem Kriterium bin ich nach der Studie sehr durchschnittlich.
Anders liegt die Sache bei den Cachetagen. 90 % cachen häufig am Wochenende, während 70 % eher selten und 8 % nie an Werktagen auf Tour gehen. Mit einigen anderen Auswertungen kommt Daniel Telaar zu folgendem Cacher-Verhalten:

„Der durchschnittliche Geocacher begibt sich in der Regel mit seiner Familie oder befreundeten Geocachern und nur selten allein auf die Suche nach einem Cache. Auch wenn er regelmässig innerhalb der Woche nach Caches sucht, konzentrieren sich seine Aktivitäten auf freie Tage wie das Wochenende oder Feiertage. Auch im Urlaub betreibt der Geocacher sein Hobby und lässt sich bei der Wahl des Ziels von der dort vorhandenen Anzahl an Caches beeinflussen. Der Cacher filtert bei der Suche weniger solche Caches heraus, die seinen Ansprüchen nicht genügen könnten, sondern versucht möglichst alle Caches in seinem Aktionisradius zu finden. Mit steigender Zahl an gefundenen Caches vergrößert sich der Aktionsradius des Cachers. Das Auto ist dabei das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Mit steigender Zahl gefundener Caches nimmt die Verwendung des Autos weiter zu, während das Fahrrad immer seltener zum Einsatz kommt. Viele Orte, die der Cacher durch sein Hobby kennengelernt hat, sucht er erneut für andere Arten der Freizeitgestaltung auf.“

Auch hier falle ich durch das Durchschnittsraster. Dafür kann ich mich im Zwischenfazit zur Motivation wiederfinden:

„Der durchschnittliche Geocacher mag sein Hobby vor allem aufgrund des häufigen Aufenthalts in der Natur und der Möglichkeit neue Orte und die eigene Umgebung besser kennenzuleernen. Zwar mag ein Großteil der Befragten die Möglichkeit der Entspannung vom Alltag, das Lösen von Rätseln und den Nervenkitzel bei der Suche, diese Aspekte stehen aber deutlich hinter den zuvor genannten.“

Wenn ich Interessensschwerpunkt, meine übliche Cachingpraxis und meine Motivation in eine Wahrscheinlichkeitsberechnung einfließen lasse, dann tendiert die Chance einen vergleichbaren Geocacher in Deutschland zu finden gegen Null. Ich bin wohl einmalig!
Aber einmalig ist bei einer entsprechenden Verknüpfung der Kriterien und ihren Wahrscheinlichkeiten wohl jeder von uns.

Mit den Wahrscheinlichkeiten ist es sowieso so eine Sache. Ich habe kürzlich gelesen, dass es 1.850 Mal wahrscheinlicher ist, nach Abgabe des Lottoscheins bis zu Ziehung der Lottozahlen das Zeitliche zu segnen als den Jackpot zu knacken. Und was tun wir: Wir hoffen auf das eine und denken nicht an das andere wahrscheinlichere Ereignis.

Mittwoch, 14. März 2012

Meine Ruhrpott Caching-Tour

Manche Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern sind flächenmässig größer als das gesamte Ruhrgebiet. Doch, wo in so einem Landkreis in Deutschlands Norden weniger als 275.000 Menschen leben, da drängen sich im Ruhrpott, dem größten Ballungsraum Deutschlands, über 5 Millionen Einwohner. Man muss da schon aufmerksam auf die Straßenschilder achten, denn sonst verpasst man bei der dichten Bebauung den Übergang von einer Stadt in die nächste.
Wenn man sich das Ziel gesetzt hat, Deutschland besser kennen zu lernen und in jedem Landkreis und jeder kreisfreier Stadt einen Cache zu finden, dann muss man aber sowohl nach Mecklenburg-Vorpommern als auch in den Kohlenpott und damit zwei Regionen bereisen, die gegensätzlicher wohl nicht sein können.
Dieser Tage habe ich meine 435-Challenge wieder aufgenommen und mich mit etwas zwiespältigen Gefühlen nach NRW ins Ruhrgebiet auf den Weg gemacht. Zwiespältig, weil mir freie und unverbaute Landschaften mit weitem Blick über das Land stimmungsmäßig eher liegen als verdichtete Stadtlandschaften. Auf der Dreitagestour musste ich dann meine gesunden Vorurteile revidieren.

Auf der Anfahrt habe ich mir im Oberbergischen Kreis zum Warmlaufen eine Wanderrunde um den Stausee der Lingese ausgesucht. Der kleine Stausee, vor 1900 zur Flussregulierung und Brauchwasserversorgung gebraut, ist heute mit seinen vielen Campingplätzen mehr ein Freizeitpark. Der Rundgang Linge führt meist auf Fahrradwegen auf ca. sechs Kilometer rund um den See. 22 einfache Tradis sind auf der Runde versteckt.
Selbst am frühen Morgen sind Jogger, Nordic Walker, Vogelbeobachter oder Hundeausführer unterwegs und dann lässt man die eine oder andere Dose doch lieber links liegen, um bei den vielen Muggles den Dosenstandort nicht zu gefährden. Den einfachen Multi Linger Grund kann man ohne Zusatzweg dann integrieren, wenn man die Runde von # 22 abwärts nach # 1 läuft.

Wer gerne Earthcaches sucht, der ist in Wuppertal, meiner ersten Relaisstation, gut aufgehoben. Schüler eines Gymnasiums haben einen rund 10 km langen Geologie-Lehrpfad erarbeitet und mit Schautafeln versehen, die auch von Cachern als ECs genutzt werden. Bei rund einem Dutzend dieser Caches kann man interessante devonische Verwerfungsstrukturen, den Hohenstein oder einen im Untergrund verschwindenden Bach besichtigen.
Nicht immer sind die ECs das Gelbe vom Ei und das Naturdenkmal Silberkuhle ist zum Beispiel stark vermüllt. Wenn es auf leere Actimel Fläschchen Pfand gäbe, hier könnte man sich finanziell sanieren.

Der am 2. Tag geplante Morgenspaziergang auf der Runde um Holthausen musste dann leider entfallen, weil die Runde ein paar Tage vorher archiviert wurde. „Leider scheint das hohe Cacheraufkommen die Anwohner des Dorfes zu sehr zu stören. Das ist natürlich nicht in unserem Sinne, daher archivieren wir nun die Holthausen-Runde“ schreibt der Owner am 4.3.2012. Man sollte seine PQs wirklich nur sehr zeitnah ziehen. So ging es halt ab nach Bochum an die Ruhr-Universität, wo auf dem weitläufigen Gelände auch das eine oder andere Döschen liegt.

Inmitten eines Naherholungsgebiets, in einem Wald mit alten Eichen, die ein paar Hundert Jahre auf der Borke haben, liegt die Wasserburg Schloss Lüttingshof. in Gelsenkirchen-Hassel. In dieser Ecke hat Skydancer01 eine Tradirunde mit 11 Caches ausgelegt, die auf Wanderwegen ein paar Kilometer durch den ruhigen Forst führt.
Ruhig ist es wahrscheinlich an Werktagen. Heute herrschte reger Publikumsverkehr, denn das angenehme Frühlingswetter hat viele zu einem Spaziergang herausgetrieben. Da musste ich bei der Suche schon mal meine Kamera zücken, um den Eindruck eines Fotografen zu mimen, der ausgiebig Baum- und Wurzelstrukturen auf den Chip bannt. Bei einem Cache habe ich beim Anmarsch Slow-Go eingelegt, denn da suchte schon Akku46149 nach der Dose. Man muss sich ja nicht gleich aufdrängen. Von einem erfolgreichen Fund kann man allemal profitieren und mitloggen, was dann auch passierte.
In der Kleingartenanlage, wie auch sonst in ähnlicher Umgebung, flatterten jede Menge Schalke-Fahnen. Die Fans hängen ihre Fahne nicht in den Wind, sondern stehen - auch bei Gegenwind -zu ihrem Verein und hatten nach dem heutigen Sieg über den HSV sicher ihre Freude.

Mein absolutes und sehr empfehlenswerte Highlight war die Buchenbuschrunde in Duisburg zwischen Buchholz und Wanheimerort. Die Runde mit sieben Caches, die mit „Beifang“ sich auf etwa 15 Caches bei 6,8 km in 3:20 h hochschaukelt, wird auch von Hundebesitzern geliebt und mangels dichtem Strauchwerk im Buchenwald ist man häufig weithin sichtbar. Als ich gerade ein Logbuch versteckte, wurde ich von einem im Eiltempo herandüsenden Yorkshire Terrier lauthals verbellt. Erwischt, denn das Frauchen kam gleich hinterher. Es war aber kein Muggel, sondern Peppino1. die Ownerin der Runde. Der Yorkie Peppino, dessen hübsches Gesicht man im Profilfoto sehen kann, schützt nur „seine“ Caches und verbellt die Besucher. Als wir dann gemeinsam zum nächsten Cache der Runde gingen, hat er zwar wieder angefangen kräftig zu bellen, aber den genauen Standort musste ich dann schon selbst suchen.
Abwechslungsreiche und originelle, liebevolle gestaltete Caches, wie man sie leider nicht zu häufig findet, wurden mit ziemlich genauen coords wegnah ausgelegt. Manchmal ganz schön knifflige Locations mit überraschenden Funden. Meine verfügbaren Farovitenpunkte haben auf dieser Runde etwas abgenommen. Wir haben länger geplaudert und so kam auch mein Zeitplan etwas durcheinander.

Am Düsseldorfer Messegelände hatte ich – so absurd das klingt – am Messeparkplatz Probleme für die WoMo und boot Caches einen Parkplatz zu finden. Die Reihen waren alle abgesperrt. Etwas abseits dann doch noch einen Platz gefunden und bei einem kleinen Spaziergang dann den alten WoMo 2006 Cache und ein paar andere gefunden.

Für die gesammte CiBB Runde im Bürgerbusch in Leverkusen hat es mir dann leider nicht mehr gereicht, obwohl diese Runde es verdient hätte Auf meinen 4,3 km konnte ich immerhin fünf der 10 Tradis suchen und finden. Dann musste ich abbrechen Auch diese Runde mit den interessanten Caches kann ich als Waldwanderung mit interessanten Caches nur empfehlen.

Der Ruhrpott ist anders, als ich mir das vorgestellt hatte – aber man ist ja lernfähig. Irgendwann werde ich wohl wiederkommen. Vorerst sind aber andere Regionen dran. Mit 349 Landkreisen ist bis zum Ziel 435, wo auf meiner Landkarte dann ganz Deutschland eingefärbt sein wird, doch noch ein längerer Weg. Vor allem, weil die Entfernungen zum Zielgebiet größer werden, was auch die Mineralölindustrie freut.

Donnerstag, 8. März 2012

Signaturen, die Visitenkarte des Posters

Mit einem Japaner die Visitenkarten auszutauschen ist ein zeremonieller Ablauf, der beherrscht werden soll, wenn man in diesem Land geschäftlich erfolgreich sein will.
Man steht sich frontal gegenüber, hält seine Karte mit beiden Händen und mit einem förmlichen „My name is ….“ hält man seinem Gesprächspartner die eigene Karte hin. Nachdem der das gleiche Ritual vollführt hat tauscht man die Karten aus. Dann erst beginnt der eigentlich wichtige Akt: Die Karte wird lange aufmerksam studiert und mit einem nach Bewunderung und Anerkennung klingenden kehligen „Oooh“ für Funktion oder Titel des Gesprächspartners bewertet.
Später kann man sie vor sich auf den Tisch legen. Nur eines darf man nicht: Kein Datum oder einen sonstigen Vermerk auf die Karte schreiben. Die Visitenkarte repräsentiert für einen Japaner nämlich die eigene Persönlichkeit und auf kulturelles Fehlverhalten reagieren sie heikel. Ich kenne die Story von einem amerikanischen Manager, der, ohne jedes Gefühl für die japanische Mentalität, sich mit der Visitenkarte seines schockierten Gesprächspartners, mit einer Kartenecke Speisereste aus Zahnlücken entfernte. Der wundert sich vielleicht noch heute, warum auch er sich später auch erfolglos von den potentiellen Geschäftspartnern entfernen durfte.

Signaturen von Geocachern bei Logs – höchst selten – oder Beiträgen in Foren – fast schon Pflicht – sind vergleichbar mit elektronischen Visitenkarten. Sie geben Aufschluss über den Verfasser und runden sein Posting ab. Irgend etwas muss den Schreiber ja bewegt haben, gerade mit diesem von ihm gewählten Text oder Sinnspruch seinen Beitrag abzuschliessen.
Bierernst oder "japanisch" geht es da selten zu. Meist sind es humorvolle Statements, die einem zum Schmunzeln bringen und den emphatischen Sympathiegrad für den Schreiber gleich noch weiter erhöhen. Manchmal regen sie aber auch zum Nachdenken an. Sie sind einfach Bestandteil der heutigen Internet-Kommunikation und mir machen sie Freude.

In diesem Sinne
Albatross1901
Mit den Adlern fliegen, nicht mit den Hühnern scharren


Nachfolgend einige willkürliche Kostproben von Signaturen die mir in der letzten Zeit aufgefallen sind … und die mit Angabe des Verfasser ordnungsgemäß zitiert werden:

Bastelkarte
▬|████|▬ This is a Nudelholz! Take it und hau it on the Kopp of a
bekloppt Person to give a better Gefühl than.

macfuddl
De gustibus non est disputandum - Jeder Cache kann für irgendjemanden schön sein.

steingesicht
T5 war gestern - Ächte Männer loggen DNF! Bist auch Du hart genug?

radioscout
Wir hätten nie uns getraut doofe Dosen anzumelden schon aus Respekt vor diesem geheimnisvollen Spiel (Dosenfischer, Die goldenen Jahre)

JoFrie
Macht eure Augen auf um zu sehen, sonst braucht Ihr sie später zum weinen!

DWJ-Bund
Wer einen Schreibfehler findet, darf ihn behalten.

argus1972
Bekennender Genusscacher, DNF-, NM- und SBA-Logger

Zappo
"Wer schneller lebt, ist früher fertig"

TG der Erste
Interpunktionsfehler sowie Rechtschreibfehler sind beabsichtigt und dienen dem Zweck, die kognitive Flexibilität des Lesers zu schulen

blackbeard69 und rumpelsocke
Der Weg ist das Ziel; die Dose der Anlass, ihn zu gehen.

HansHafen
Ich und die Schwerkraft, was für eine nervenaufreibende Kombination...

UF aus LD
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann (Francis Picabia)

Aranita
Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben.

eliminator0815
Leben heißt, unterwegs zu sein. Nicht, möglichst schnell anzukommen

dewib
Ever noticed that anybody going slower than you is an idiot, and anyone going faster than you is a maniac?

Darkchylde
Anders Sein kann auch bedeuten
Sich nicht jedes Mal zu häuten
Wenn der Wind sich einmal dreht
Schmerzhaft ins Gesicht Dir weht!
Nach dem eig'nen Weg zu suchen
Auch einmal für and're bluten!
Nicht die Augen zu verschließen
Und den Gegenwind genießen

Hellgies
.Genitiv in´s Wasser weil´s Dativ ist........;-)

Freitag, 2. März 2012

Geocaching Forever

Viel schon wurde geschrieben über „Geocaching Forever“ im Landkreis Calw, das als Landmark die Cachekarte des nördlichen Schwarzwald dominiert. Ein kleinerer Smiley oder die vielen Wanderrunden um Bad Wildbad, Schönberg oder im Nagoldtal verblassen gegen das groß in die Landschaft gesetzte Mystery-Bekenntnis des Teams GC-Forever.

Schnell gab es negative Kommentare und die Rede war von einem Powertrail für Statistikcacher, Filmdosendurchfall, der erheblichen Belastung durch die Dosenkonzentration für Tier und Natur und anderes mehr. Ich habe den Eindruck, dass keiner, der Geocaching Forever so kritisch bewertet hat, auch nur einen der 19 Buchstabenrunden abgewandert ist, vielleicht sogar keinen der Buchstaben im Listing gelesen hat.

p*a*s, Mi2NaLe, MIAU_90 und p*n*s, erfahrene Geocacher seit 2008/2009 mit zusammen rund 22.300 Funden, haben sich im Sommer 2011 als Team GC-Forever zusammengefunden, um den Schriftzug nachzubilden. Am Ende sind 19 Runden mit 286 Caches bei einer Gesamtlänge von ca. 130 km entstanden, für die Listings erstellt, Logbücher geklebt, Petlinge vorbereitet und die Befestigungen „naturfreundlich“ montiert werden mussten.

Man soll das Team an den eigenen Vorgaben messen:

Wir wollen ein unübersehbares Bild auf der GC-Karte
Das ist ihnen zweifellos gelungen

Wir wollen keine Powertrails
Power braucht man schon, denn bei jeweils 5 – 10 Kilometer Wanderung pro Buchstabenrunde kann das bei Kombination mehrerer Runden an einem Cachetag ganz schön in die Knochen gehen. Wer schnelle Statistikpunkte will, dem sei ein Abfahren des Blaumilchkanals, der Säubrennerrunde oder ähnlicher Powertrails mit dem Cachemobil empfohlen. Hier wäre er am falschen Platz.
Nicht bei allen ist diese Message angekommen, denn es soll vereinzelte Cacher gegeben haben, die, um schneller Punkte willen, einzelne Runden trotz Verboten mit dem Auto abgefahren sind. Solche schwarzen Schafe, die vorprogrammierten Ärger mit Waldbesitzern, Förstern oder Jäger schaffen, gibt es leider auch in Cacherkreisen. Es soll ja auch Jäger geben, die angetrunken mit ihrem Jeep über Waldwege brettern, wobei niemand auf die Idee käme durch ein solches Verhalten Einzelner, die gesamte Jägerschaft pauschal in einen Topf zu werfen.

Wir wollen Wanderungen in toller Natur
Der Nordschwarzwald ist ein herrliches Wandergebiet dessen Besuch sich zu jeder Jahreszeit lohnt. Hier haben vier Cacher mit ihrer Idee ein bisher weniger bedostes Wandergebiet erschlossen.

Wir wollen Cacheverstecke, die auch bei viel Ansturm die Natur nicht schädigen
Alle Caches sind direkt an Wanderwegen oder nur wenige Meter entfernt im Wald platziert und alle sind nach einem bestimmten Schema ausgelegt. Die Caches sind an Baumstümpfen, Baumruinen, Schildern stabil befestigt oder hängen in nahe am Weg liegenden Bäumen. Zwar sind die coords mitunter etwas off, aber dank der Hints sind alle ohne große Umfeldsuche leicht zu finden. Lediglich die Baumhänger sind mitunter etwas schwieriger. Wer eine Tanne von einer Fichte unterscheiden kann und wer eine Buche von einem Nadelbaum unterscheiden kann hat entscheidende Vorteile.
Der Weg ist das Ziel und entsprechend einfach sind die Caches auch versteckt. Die genauen final coords können heute von der homepage heruntergeladen werden. Dadurch entfallen Rechen- und Übertragungsfehler und die Suche in falschen Ecken. Ich habe die coords noch an zwei Abenden mühsam errechnet.

Wir wollen Spaß für sehr viele Cacher
Seit Veröffentlichung der Runden am 24.12.2011 haben etwa 250 Cacher – einzeln oder als Team – einen oder mehrere der Buchstaben besucht und knapp unter 40 die komplette Runde bisher abgeschlossen. Sie kommen nicht nur aus der näheren Umgebung. Logs gibt es von Cachern aus vielen Teilen Deutschlands, aus Frankreich oder der Schweiz, die das Wochenende oder ein paar Tage Urlaub zur Dosensuche investieren. Nebenbei wirkt sich das auch positiv auf den Fremdenverkehr aus. Eine Gaststätte mit Hotel hat auf ihre Homepage seit kurzem sogar die coords in cacherfreundlicher Dezimalform aufgenommen.
Wie Geocaching Forever von manchen Cachern, die die Runden effektiv abgeschritten haben, bewertet wird, kann man auf der Homepage Geocaching Forever bei „Best of Logs“ nachlesen.
Ein Log von mir ist – mir völlig unverständlich - dabei allerdings nicht vertreten, so daß ich wohl oder übel gezwungen bin, ein paar wesentliche Informationen hier nachzuholen:
Meine Geocaching-Forever-Tour begann am 11. Januar 2012 mit einer ersten Runde von 18,4 km. Als ich am 29.02.2012 um 13:15 h mit E1.20 den letzten Fund loggte, sind daraus acht Runden mit 129,3 km Gesamtstrecke geworden. 48 Stunden war ich bei Temperaturen von minus 14 Grad bis plus 5 Grad bei der letzten Runde auf matschigem Grund, auf weichen Waldböden oder im knöcheltiefen Schnee unterwegs. Ich bin über Wegstrecken balanciert um nicht in die großen Wasserlachen und überschwemmten Wege zu stolpern, die durch Holzrückarbeiten in vormals sicher gut gehbare Nebenwege gefräst wurden und ich bin über Eisplatten geschlittert. Es war anstrengend und nach manchen Runden taten mir abends die Muskeln und Gelenke arg weh. Aber es hat Spaß gemacht!
Eigentlich schade, dass dies jetzt zu Ende gegangen ist. Naja, nicht ganz, denn zum Event werde ich nochmals in diese Ecke des Schwarzwalds fahren. Ich will mir ja meine Coin schon persönlich abholen und werde dabei sicher auch einige Cacher wieder treffen, denen ich bei meinen Runden begegnet bin.
Ich habe es vielleicht noch nicht erwähnt: Mich hat Geocaching-Forever begeistert.