Freitag, 8. Juni 2012

Webcam-Caches: „With a little help from your friends!"


Wer kennt ihn nicht, den alten von John Lennon und Paul McCartney geschriebenen Song „With a little help from my friends!“? Er ist einer der wenigen Beatles-Songs, bei dem der Schlagzeuger Ringo Starr den Gesangspart übernahm. Da seine stimmlichen Fähigkeiten aber etwas beschränkt waren, kam es ihm sehr entgegen, dass das ganze Lied nur auf fünf nebeneinander liegenden Tönen basiert.

Auch bei den Webcam-Caches ist man bei den fünf Stufen eines Webcam-Caches auf die Hilfe von Freunden angewiesen:

Man sucht gezielt oder findet zufällig einen Webcam-Cache bei Geocaching.com.
Leicht wird man sie nicht mehr finden, denn seit Herbst 2005 werden keine neuen mehr freigeschaltet und trotz Bestandsschutz  („grandfather rights“) der bestehenden wird die Anzahl durch Abschaltungen von webcams immer geringer. Im 500 km Umkreis um meine Home-Koordinaten existieren gerade noch 35 aktive Webcam-Caches und wenn man um Kassel einen 1000 km Radius zieht, dann werden inkl. der Nachbarländer 171 aktive Webcams aufgezeigt. Als virtuelle Caches sind auch sie eine aussterbende Art.
Die URL-Adresse der Webcam muss herausgefunden werden.
Oft steht sie in der Cachebeschreibung oder kann als Link angeklickt werden. Mitunter erwartet der Owner aber auch, dass man sich an die Webcam-Adresse herangoogelt. Meist kein großes Problem, denn die meisten Webcams sind auf den homepages der betroffenen Städte oder Firmen gelistet.
Zur Adresse vor Ort gehen und sich fotografieren lassen
Mit den coords aus der Beschreibung und einem hilfreichen Foto mit aussagefähigen Objekten wie Brunnen, Bäume, Fassaden etc. zur Orientierung im Umfeld, steht man dann irgendwann vor Ort und sucht krampfhaft das kleine Objektiv, das sich irgendwo am Fenster oder an einer Fassade versteckt. Und dann lächelt man hoffnungsfroh in die weit entfernte Linse ohne zu wissen, ob die webcam online oder evtl. abgeschaltet ist. Ob das Bild kontinuierlich erneuert wird oder vielleicht nur alle 15 oder 30 Minuten eine Aufnahme ins Internet gestellt wird, darüber hat man sich ja vorher informiert. Da kann das Lächeln schon über Minuten einfrieren. Macht aber keinen Unterschied, denn auf dem Bild ist man so klein, dass es mitunter überhaupt schwierig ist eine Person zu identifizieren, geschweige denn ein Lächeln.
Ist die Webcam abgeschaltet, dann akzeptiert mancher Owner schon mal ein selbst geschossenes Foto – obwohl dies nicht der Idee eines Webcam-Caches entspricht.
„With a little help from my friends“ kommt jetzt als entscheidender Faktor ins Spiel.
Man braucht einen Freund zu Hause, den man anrufen kann und der das aktuelle Foto mit dem abgebildeten Finder abspeichert. Die Kommunikation über das Handy kann dann schon sehr originell verlaufen: „Wo bist Du?“, „Ich kann Dich nicht sehen“, „Mach noch drei Schritte nach links“ oder ähnliches wird geklärt und abgesprochen. Zur Erleichterung, aber auch zur Belustigung unbeteiligter Passanten verlangt mancher Owner, dass – bei strahlendem Sonnenschein – ein Regenschirm aufgespannt oder irgendein Schild hochgehalten wird. Das kann manchmal fast peinlich werden, aber da muss man durch, wenn man das Webcam-Icon in seinem Profil führen will.
Mit den Smartphones wurde es einfacher. Da kann man auch selbst schnell mal ins Internet und das Foto speichern. Ist auch angenehmer für den helfenden Freund, der, aus Übersee angerufen, schon mal lange nach Mitternacht – weil man die Zeitdifferenz falsch eingeschätzt hat  – aus dem Bett geklingelt wird.
Eine Hilfe, wenn man niemanden erreichen kann,  ist auch der  webfrosch.
Der speichert Bilder von webcams ab und hält sie 24 Stunden auf dem Server zum Download bereit. Innerhalb dieser Zeit hat man sicher Internetzugang und kann sich das Bild herunterladen. Nur, eine aktuelle Kontrolle bei der Aufnahme hat man so halt nicht.
Daheim wird dann geloggt
Wieder daheim oder noch von unterwegs im Internet angekommen, wird der „Fund“ mit allen anderen Finds geloggt und das Foto hochgeladen.

„With a little help from my friends“ wurde im März 1967, vor über 45 Jahren, in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Auf dem Weg dorthin quert man einen Zebrastreifen, so wie auf dem berühmten Foto seinerzeit im Gänsemarsch auch die Beatles. Und dieser Zebrastreifen ist wohl einer der berühmtesten Webcam-Caches „London – Beatles Abbey Road“ Veröffentlicht im Juli 2002 gibt es bisher fast 900 Besuche mit Fotos.
Einer der ältesten aktiven Webcam-Caches liegt in Boulder, Colorado. Die Pearl Street Webcam ist seit April 2002 bisher an die 350 mal von Cachern besucht und geloggt worden. Und über die Beschreibung des Caches kommt man auch auf die Spur des ältesten Webcam-Caches. Die Idee, einen Virtuellen Cache mit einem Webcamfoto zu verknüpfen und so eine neue Kategorie zu schaffen, kam ausnahmsweise kein Amerikaner. 
mrudy, ein sporadischer Genusscacher, der seit Juli 2001 gerade mal 232 Funden geloggt hat, hat mit der Frankfurt Webcam Virtual Cache am 16. Februar 2002 diese neue Kategorie erfunden. Aber schon damals gab es Verständnisprobleme: Ein Finder hat ein normales Foto mit seiner Kamera hochgeladen – Sinn nicht verstanden. Ein anderer beschwert sich über die 60 Minuten, bevor ein neues Bild gemacht wird. Zumindest einer der fünf Cacher, die diesen Webcam-Cache geloggt haben hat alles richtig gemacht. Nach nicht einmal drei Monaten und 5 Funden ist die webcam verschwunden und der Cache – auch ohne entsprechende Note – archiviert worden.
Aber so erging es ja auch der weltweit ersten Webcam, die bekannter Weise im Uni-Intranet die Kaffeemaschine im Trojan Room des alten Computerlabors in der Universität Cambridge zeigte. Mit der 1991 entwickelten Idee sollten unnötige Wege durch die langen Flure zur vielleicht leeren Kaffeemaschine vermieden werden. 1993 wurde die Webcam mit dem Internet verbunden und damit weltweit bekannt. Im August 2001 wurde der Betrieb eingestellt und die letzte Kaffeemaschine – ein deutsches Krups Modell – über ebay zu 3.350 Pfund von Spiegel online ersteigert, wenn man Wikipedia Glauben schenken kann.
Vielleicht schafft der letzte vor einem Webcam-Cache aufgespannte Regenschirm auch ähnliche Höhenflüge. Für die Erhaltung der Geocaching-Geschichte sollte man vielleicht beizeiten Groundspeak informieren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen