Samstag, 9. Februar 2013

In den USA da cacht man anders


Etwa 44 % oder knapp 877.000 der bei Geocaching.com gelisteten weltweit etwa zwei Millionen  aktiven Caches sind auf dem Gebiet der USA versteckt. Was die Anzahl von Caches betrifft, belegt Deutschland mit etwa 266.000 Caches oder einem Anteil von rund 13 % den 2. Platz in der Hitliste der Länder.
Für Groundspeak ist Deutschland ein bedeutender Markt und das zeigt sich auch in den häufigen Besuchen aus Seattle bei deutschen Mega-Events und anderen Veranstaltungen. Inzwischen haben die Besucher aus dem Geocaching-Headquarter sicher auch bemerkt, dass sich die deutsche Cachercommunity anders zusammensetzt als in den USA und deutsche Cacher etwas anders ticken als ihre amerikanischen Kollegen.

Die Unterschiede zeigen sich schon bei einem etwas genaueren Blick in die Statistik der ausgelegten Caches.
40,5 % der USA Caches haben eine D/T Wertung bis 1,5. In Deutschland sind er gerade mal 32,5 %. In den Staaten bevorzugt man die schnellen und einfachen Caches, die möglichst mit den Auto angefahren werden können.

Ein LP im Hint deutet auch nicht auf einen Lost Place hin, sondern bedeutet Lamp Pole, einen den Leitplanken-Caches vergleichbaren schnellen Statistikpunkt. Auf den großen Parkplätzen der Einkaufszentren gibt es davon meist mehrere. Möglichst nahe an der großen Peitschenleuchte geparkt, muss man nur aussteigen und die Abdeckschürze der Leuchte aus Plastik oder Blech möglichst geräuschfrei anheben, loggen und weiter geht es zur nächsten Lampe.
Wenn die D/T Caches mit 4,0 und höher in USA mit 0,52 % gegenüber 0,28 % in Deutschland stärker vertreten sind, so liegt das wohl an der subjektiven Einordnung durch den Owner. Allgemein wird die Schwierigkeit und das Gelände höher eingeschätzt als bei uns. Das bedeutet aber andererseits, dass auch die 2,0 Caches in den USA bei uns wohl eher einen niedrigeren Wert hätten, was den 40,5 % Anteil weiter erhöht und auch die > 4,0 Caches reduziert.

89 % aller in den USA versteckten Caches sind Traditionals und nur 6,6 % Mysteries. Da zeigt sich, dass bei den Cacheverstecken Deutschland das Land der Denker ist. Bei uns sind 22,2 % aller Caches Rätselcaches und 60,1 % Traditionals. Mit fast 59.000 Mysteries in deutschen Landen übertreffen wir sogar zahlenmässig die in den USA ausgelegten 57.600 Rätsel- und Challengecaches.
Mit Multis haben unsere amerikanischen Cacherkollegen noch weniger am Hut. Knapp 25.000 aktive Multis oder 2,8 % aller aktiven Caches gehören zu dieser Kategorie, während bei uns die ausgelegten rund 41.500 Multis einem Anteil von 15,6 % an der Gesamtzahl der aktiven Caches bedeuten.

Der hohe Anteil von leichten und schnellen Tradis liegt wohl an den vielen Powertrails, die inzwischen jeden US-Staat durchziehen und die von Extremcachern auch gerne abgefahren werden. AlamoGul hat inzwischen über 82.000 Caches gefunden und fünf weitere  US-Cacher haben eine Fundzahl von über 50.000.

Beim Besuch des GeoWoodstock VII in Bell Buckle, Tennessee haben wir im Viererteam eine 8 Meilen lange Wanderung mit einigen Caches am Ufer des Stones River absolviert. Auf schmalen verwachsenen Pfaden ging es durch dschungelartiges Gelände, immer den sich schlängelnden Fluss entlang. Trotz ein paar Tausend Cacher, die vom GeoWoodstock in der Umgebung ausschwärmten, waren wir die einzigen, die diesen Trail machten. Nicht nur an diesem Tag: In fast vier Jahren gab es auf der Runde nur 36 Finds – vier davon waren von uns. Heute ist die Runde archiviert, dafür gibt es Powertrails auf den nahen Highways 170 und 171.

Auch mit dem Archivieren sind die Amerikaner schnell bei der Hand. Bezogen auf die aktiven Caches sind in den Staaten 63,7 % weitere Dosen d.h. etwa 555.000 Caches archiviert. Das sind über doppelt so viel Caches als es in Deutschland an aktive Caches gibt.
Döschen werden auf der Durchreise ausgelegt und früher oder später – meist wenn der Logstreifen voll ist – vom Owner archiviert.
Aber auch bei uns ist es nicht mehr immer üblich seine ausgelegten Caches zu pflegen und zu warten und sie so langfristig am Leben zu erhalten. 58,2 % bezogen auf die aktiven Caches beträgt die Quote der archivierten Dosen bei uns. Hier nähern wir uns  amerikanischen Verhältnissen mit kurzlebigen, mit dem Auto abzufahrenden, Powertrails, die nach ein paar Monaten nicht mehr verfügbar sind. Allerdings gibt es auch Wanderrunden, die zum Schutz der Natur von den Ownern nach einer gewissen Lebensdauer stillgelegt werden – und das ist gut so.

2 Kommentare:

  1. Einspruch Euer Ehren ...

    Von wegen Mysteries und Land der Denker:
    Eher typischer deutscher Missuse, die Amis werden wohl verstanden haben, wie Mysteries verwendet werden und nutzen sie nicht zum Selbstzweck wie (zu) oft in D ...

    Mike (mike_hd)

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  2. Es zeigt auch deutlich, dass in den USA der Grundgedanke des Geocachings noch lebt, welcher heisst "Caches werden vor Muggels und nicht vor Cachern versteckt". Ich habe im Jahr 2011 während einer 3wöchigen Urlaubsreise nebenbei gut 70 Caches in den USA gefunden, keinen bei einem Powertrail und bei sehr vielen davon schöne Orte gezeigt bekommen.
    Cachen muss ja nicht zwingend belehrend sein, oder zur Selbstdarstellung dienen.

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