Sonntag, 28. August 2011

Die schönste Schlucht Deutschlands

Manche sagen sie sei die schönste Schlucht Deutschlands, andere dehnen dieses Prädikat sogar auf ganz Mitteleuropa aus. Ich kann es nicht beurteilen und kann Aussagen mit Superlativen wie schönste, schnellste, höchste etc. sowieso nichts abgewinnen. Da stehen meist handfeste Interessen von Touristikverbänden oder anderen Nutzniesern dahinter.
Auf jeden Fall ist sie beeindruckend schön und außergewöhnlich die Wutachschlucht in der südwestlichen Ecke von Baden-Württemberg nahe der Schweizer Grenze.
Wo sonst findet man einen Fluss, der in der Urzeit einmal der Quellfluss der Donau war und der seinen Lauf durch tektonische Veränderungen so veränderte, dass er sein Wasser heute in den tiefer liegenden Rhein entleert. Das war damals auch der Zeitpunkt als durch den größeren Höhenunterschied und das stärkere Gefälle zum Rhein die rückschreitende Erosion einen engen Talkessel mit drei 60 bis 170 m hohen Schluchten im Bereich der mittleren Wutach schuf. Dabei hat der Fluss fast alle im süddeutschen Raum vorhandenen Gesteinsschichten angeschnitten. Für den geologisch Interessierten ist es eine lehrreiche Wanderung durch die Jahrmillionen der Erdgeschichte.
Aber auch Botaniker kommen nicht zu kurz, denn über 40 % der in Süddeutschland heimischen Gefäßpflanzen, darunter etwa 40 Orichdeen-arten, kommen in der Wutachschlucht vor. 80 Vogelarten, 590 Groß-schmetterlingsarten und 1.400 Käferarten sollen hier heimisch sein.
STOPP! Bevor ich zu sehr ins Schwärmen oder in oberlehrerhaftes Belehren komme – back to Geocaching, dem Grund, warum ich vor ein paar Tagen die Wutachschlucht besuchte.
Da gibt es von Thoto einen Earthcache Wutachschlucht, der die ganze Schönheit der Gegend zeigt.
Vom empfohlenen Wanderparkplatz in Boll geht es zuerst gemächlich, dann auf Serpentinen hinunter in den Talgrund und nach Stage 1 auf Wanderwegen, schmalen Pfaden, über Brücken und eine Hühnerleiter immer der Wutach entlang.
Dass man hier nicht allein ist und einsam durch die Schlucht wandert wird einem nicht erst bei einem der vielen von Wanderern aufgebauten Steinmännchen klar. Bis zu 100.000 Besucher machen sich jährlich auf den Weg. Dabei ist es kein Spaziergang. Manche Stellen sind etwas ausgesetzt oder glitschig, schwierige Passagen durch Stahlseile gesichert. Erosion ist immer noch am Werk und auf meiner Wanderung knallte gerade mal fünf Meter vor mir urplötzlich ein faustgroßer Stein auf den Pfad. An Engstellen geht es auf und ab und so wurden es dann unerwartete 580 Höhenmeter bis zum Ende.
Zwei Tage zuvor habe ich mir beim Schönbuch Trail auf den 12 Kilometern der angenehm zu laufenden Waldwege bei 33 Grad die Seele aus dem Leib geschwitzt und auch die AGR#01 – Runde am Vortag war recht fordernd. Da war die Wanderung durch die kühle Wutachschlucht – bei ähnlichen heißen Temperaturen außerhalb der Schlucht – richtig angenehm. Nach rund zehn Kilometer und fünf Stunden – mit ausreichend Pausen - bin ich an der Wuttachmühle angekommen und am dortigen Kiosk auf den Linienbus zur Rückfahrt nach Boll gewartet.
Es gibt übrigens auch andere Caches, die man auf der Wanderung durch die Schlucht suchen kann. Für mich war der Earthcache das „Lockmittel“ und an diesem Tag habe ich alle anderen links – oder war es rechts? – liegen gelassen.
Eine erlebnisreiche Wanderung in – dem könnte ich zustimmen – einer der schönsten Schluchten Deutschlands und ein würdiger Cache für meinem 308. Landkreis, der an diesem Tag eingefärbt wurde.


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