Mittwoch, 14. März 2012

Meine Ruhrpott Caching-Tour

Manche Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern sind flächenmässig größer als das gesamte Ruhrgebiet. Doch, wo in so einem Landkreis in Deutschlands Norden weniger als 275.000 Menschen leben, da drängen sich im Ruhrpott, dem größten Ballungsraum Deutschlands, über 5 Millionen Einwohner. Man muss da schon aufmerksam auf die Straßenschilder achten, denn sonst verpasst man bei der dichten Bebauung den Übergang von einer Stadt in die nächste.
Wenn man sich das Ziel gesetzt hat, Deutschland besser kennen zu lernen und in jedem Landkreis und jeder kreisfreier Stadt einen Cache zu finden, dann muss man aber sowohl nach Mecklenburg-Vorpommern als auch in den Kohlenpott und damit zwei Regionen bereisen, die gegensätzlicher wohl nicht sein können.
Dieser Tage habe ich meine 435-Challenge wieder aufgenommen und mich mit etwas zwiespältigen Gefühlen nach NRW ins Ruhrgebiet auf den Weg gemacht. Zwiespältig, weil mir freie und unverbaute Landschaften mit weitem Blick über das Land stimmungsmäßig eher liegen als verdichtete Stadtlandschaften. Auf der Dreitagestour musste ich dann meine gesunden Vorurteile revidieren.

Auf der Anfahrt habe ich mir im Oberbergischen Kreis zum Warmlaufen eine Wanderrunde um den Stausee der Lingese ausgesucht. Der kleine Stausee, vor 1900 zur Flussregulierung und Brauchwasserversorgung gebraut, ist heute mit seinen vielen Campingplätzen mehr ein Freizeitpark. Der Rundgang Linge führt meist auf Fahrradwegen auf ca. sechs Kilometer rund um den See. 22 einfache Tradis sind auf der Runde versteckt.
Selbst am frühen Morgen sind Jogger, Nordic Walker, Vogelbeobachter oder Hundeausführer unterwegs und dann lässt man die eine oder andere Dose doch lieber links liegen, um bei den vielen Muggles den Dosenstandort nicht zu gefährden. Den einfachen Multi Linger Grund kann man ohne Zusatzweg dann integrieren, wenn man die Runde von # 22 abwärts nach # 1 läuft.

Wer gerne Earthcaches sucht, der ist in Wuppertal, meiner ersten Relaisstation, gut aufgehoben. Schüler eines Gymnasiums haben einen rund 10 km langen Geologie-Lehrpfad erarbeitet und mit Schautafeln versehen, die auch von Cachern als ECs genutzt werden. Bei rund einem Dutzend dieser Caches kann man interessante devonische Verwerfungsstrukturen, den Hohenstein oder einen im Untergrund verschwindenden Bach besichtigen.
Nicht immer sind die ECs das Gelbe vom Ei und das Naturdenkmal Silberkuhle ist zum Beispiel stark vermüllt. Wenn es auf leere Actimel Fläschchen Pfand gäbe, hier könnte man sich finanziell sanieren.

Der am 2. Tag geplante Morgenspaziergang auf der Runde um Holthausen musste dann leider entfallen, weil die Runde ein paar Tage vorher archiviert wurde. „Leider scheint das hohe Cacheraufkommen die Anwohner des Dorfes zu sehr zu stören. Das ist natürlich nicht in unserem Sinne, daher archivieren wir nun die Holthausen-Runde“ schreibt der Owner am 4.3.2012. Man sollte seine PQs wirklich nur sehr zeitnah ziehen. So ging es halt ab nach Bochum an die Ruhr-Universität, wo auf dem weitläufigen Gelände auch das eine oder andere Döschen liegt.

Inmitten eines Naherholungsgebiets, in einem Wald mit alten Eichen, die ein paar Hundert Jahre auf der Borke haben, liegt die Wasserburg Schloss Lüttingshof. in Gelsenkirchen-Hassel. In dieser Ecke hat Skydancer01 eine Tradirunde mit 11 Caches ausgelegt, die auf Wanderwegen ein paar Kilometer durch den ruhigen Forst führt.
Ruhig ist es wahrscheinlich an Werktagen. Heute herrschte reger Publikumsverkehr, denn das angenehme Frühlingswetter hat viele zu einem Spaziergang herausgetrieben. Da musste ich bei der Suche schon mal meine Kamera zücken, um den Eindruck eines Fotografen zu mimen, der ausgiebig Baum- und Wurzelstrukturen auf den Chip bannt. Bei einem Cache habe ich beim Anmarsch Slow-Go eingelegt, denn da suchte schon Akku46149 nach der Dose. Man muss sich ja nicht gleich aufdrängen. Von einem erfolgreichen Fund kann man allemal profitieren und mitloggen, was dann auch passierte.
In der Kleingartenanlage, wie auch sonst in ähnlicher Umgebung, flatterten jede Menge Schalke-Fahnen. Die Fans hängen ihre Fahne nicht in den Wind, sondern stehen - auch bei Gegenwind -zu ihrem Verein und hatten nach dem heutigen Sieg über den HSV sicher ihre Freude.

Mein absolutes und sehr empfehlenswerte Highlight war die Buchenbuschrunde in Duisburg zwischen Buchholz und Wanheimerort. Die Runde mit sieben Caches, die mit „Beifang“ sich auf etwa 15 Caches bei 6,8 km in 3:20 h hochschaukelt, wird auch von Hundebesitzern geliebt und mangels dichtem Strauchwerk im Buchenwald ist man häufig weithin sichtbar. Als ich gerade ein Logbuch versteckte, wurde ich von einem im Eiltempo herandüsenden Yorkshire Terrier lauthals verbellt. Erwischt, denn das Frauchen kam gleich hinterher. Es war aber kein Muggel, sondern Peppino1. die Ownerin der Runde. Der Yorkie Peppino, dessen hübsches Gesicht man im Profilfoto sehen kann, schützt nur „seine“ Caches und verbellt die Besucher. Als wir dann gemeinsam zum nächsten Cache der Runde gingen, hat er zwar wieder angefangen kräftig zu bellen, aber den genauen Standort musste ich dann schon selbst suchen.
Abwechslungsreiche und originelle, liebevolle gestaltete Caches, wie man sie leider nicht zu häufig findet, wurden mit ziemlich genauen coords wegnah ausgelegt. Manchmal ganz schön knifflige Locations mit überraschenden Funden. Meine verfügbaren Farovitenpunkte haben auf dieser Runde etwas abgenommen. Wir haben länger geplaudert und so kam auch mein Zeitplan etwas durcheinander.

Am Düsseldorfer Messegelände hatte ich – so absurd das klingt – am Messeparkplatz Probleme für die WoMo und boot Caches einen Parkplatz zu finden. Die Reihen waren alle abgesperrt. Etwas abseits dann doch noch einen Platz gefunden und bei einem kleinen Spaziergang dann den alten WoMo 2006 Cache und ein paar andere gefunden.

Für die gesammte CiBB Runde im Bürgerbusch in Leverkusen hat es mir dann leider nicht mehr gereicht, obwohl diese Runde es verdient hätte Auf meinen 4,3 km konnte ich immerhin fünf der 10 Tradis suchen und finden. Dann musste ich abbrechen Auch diese Runde mit den interessanten Caches kann ich als Waldwanderung mit interessanten Caches nur empfehlen.

Der Ruhrpott ist anders, als ich mir das vorgestellt hatte – aber man ist ja lernfähig. Irgendwann werde ich wohl wiederkommen. Vorerst sind aber andere Regionen dran. Mit 349 Landkreisen ist bis zum Ziel 435, wo auf meiner Landkarte dann ganz Deutschland eingefärbt sein wird, doch noch ein längerer Weg. Vor allem, weil die Entfernungen zum Zielgebiet größer werden, was auch die Mineralölindustrie freut.

4 Kommentare:

  1. Tja! Der Strukturwandel. Irgendwie rauchen da kaum noch die Schlote. Hier, im südlichen Ruhrgebiet, gibt es zahlreiche Dosen an Orten die der unbekannten Industriegeschichte zuzuordnen sind. Vieles was heute vermeintlich ein Wander- oder Forstweg ist, war in alten Zeiten der Weg zur Arbeit. Da ging es vom kleinen Kotten mit ein wenig Grund, der kaum die Familie ernährte, durch den Wald zum Arbeitsplatz, der mit Glück etwas weniger gefährlich über Tage lag, oder man kletterte in ein Loch unte Tage und haute Kohle unter widrigen Bedingungen.
    Mit der Nordwanderung wurde aus diesen Kleinzechen die Großzechen, die lange Zeit das Bild des Ruhrgebiets prägten, und im Kopf vieler Ortsfremder auch noch so verhaftet sind.
    Dabei gibt es heute kaum so grüne Städte wie die im Ruhrgebiet. Hagen im südöstlichen Ruhrgebiet ist die waldreichste Großstadt Deutschlands. Da ist man nie mehr als 2 km von einem richtigen Wald entfernt.

    Natur und Ruhrgebiet ist kein Widerspruch.

    Gruß

    Henny-R

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  2. Nochmal ICH.

    Ich hoffe Du hast auch mal hier ne richtige Currywurst gegessen. Den nur hier gibt es die richtige Currywurst. Nicht diese Schickimickiwürste die sich woanders als die Original beschreien. Das Original ist nicht immer besser.

    Gruß

    Henny-R

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    1. @ Henny-r
      noch ein Grund wieder zu kommen, denn zu einer Currywurst hat es mir auch nicht gereicht. War nur einmal jugoslawisch und einmal amerikanish-junkish essen. Shame on me! ;-)

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  3. Hennys Worten kann ich nur beipflichten (mit Ausnahme der Currywurst-Aussagen; da kenne ich mich nicht so aus).
    Das Ruhrgebiet hat viele tolle Ecken. Begrünte Halden laden zu Rundblicken ein, Ruhrauen und Stauseen bieten prima Naherholungsbereiche, alte Industrieruinen werden zu Kulturtempeln, Kunstwerken oder Museen. Und so weiter und so fort.

    Wenn du wieder in der Ecke bist kann ich gerne mit ein paar Tipps dienen.

    Die Holthausen-Runde wollte ich übrigens exakt am Tag der Archivierung machen; die PQ war vom Vortag. Nach dem Multi und 2 DNF-Dosen bemerkt dass alles vergeblich war. :-(

    Gruß
    Lauflöwe

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