Samstag, 4. Februar 2012

Früh übt sich ...

... was ein echter Cacher werden will

Zwischen dem Fenster von meinem Home-Office und dem Schulkomplex gegenüber liegt ein kleiner Park. Kaum mehr als 10 größere Bäume und an die 20 Büsche wachsen in der, auf zwei Seiten von flachen Schulgebäuden eingerahmten, schmutzig graugrün eingefärbten bewachsenen Grünfläche, die trotz asphaltierter Wege rund herum von vielen abkürzenden Trails durchzogen ist. Es gibt nicht nur die Cachertrails zu Baumstümpfen und anderen Versteckobjekten, es gibt auch dort die Trails, wo die Wegführung nicht optimal an die Bedürfnisse angepasst ist.
In den Unterrichtspausen herrscht auf dem, mit Verbundsteinen gepflasterten, angrenzenden kleinen Schulhof reges und lautes Treiben, das aber weder mich, noch mangels anderer direkter Nachbarn, jemand anderen stört. Am wenigsten wohl die Bewohner des angrenzenden Friedhofs.
Sie sind mir gleich aufgefallen, die kleinen Gruppen 10 bis 12 jähriger Schüler, als sie mit einer bekannten Handhaltung durch den „Park“ streunten und Bäume und Büsche inspizierten. Tatsächlich, einer in der Gruppe hatte in der Hand des abgewinkelten rechten Arms ein GPSr und sie schienen etwas zu suchen.
Es war interessant, den unterschiedlichen Teams der Geocaching-AG der Realschule „bei der Arbeit“ zuzusehen. Schon hier, beim ersten Reinschnuppern, konnte man das ganze Spektrum der Cacher-Typologie beobachten.
Da gab es den Feinmotoriker, der langsam und bedächtig zum identifizierten Busch ging und vorsichtig und sorgfältig die Ästchen beiseite schob, um die Filmdose zu entdecken. Im Gegensatz dazu der robuste Grobmotoriker, der nach erster erfolgloser Suche den Busch kräftig mit seinen Füßen traktierte. Aus dem könnte einmal ein Baumwurzelzerfleischer und Moospolsterentferner werden. Es gab die Mitläufer, die dem führenden GPS-Träger brav hinterher trotteten, wie den Entdecker, der seine Schritte beschleunigte, je näher man ans Ziel kam, um ja der Erste zu sein, der das Döschen entdecken würde. Es gab welche, die ohne größere Suchaktion unschlüssig von Busch zu Busch irrten und wieder andere, die trotz einem eindeutigen Signal, erst einmal ganz andere Objekte untersuchten. Andere, als GPSr-Träger privilegiert, dirigierten souverän und überlegen die anderen Teammitglieder an die Stelle, wo sie nach Anweisungen dann suchen sollten. Alle Typen, wie im richtigen Cacherleben, waren vertreten. Auch jene, die sich ohne größere Begeisterung zu zeigen, aus welchen Gründen auch immer, in der GCAG angemeldet hatten und anscheinend ziemlich spaßfrei eben nur dabei waren. Einmal kam sogar die Lehrerin und prüfte, wohl nach einigen DNFs, nach, ob das Döschen noch vorhanden sei. Owner Maintenance bei diesem privaten Cache.
Weil sich das alles direkt vor meinem Fenster im 1. Stock abspielte, hatte ich eine ideale Beobachterposition und wartete bald gespannt auf die üblichen Cachingzeiten. Dann schlug ich an einem frühen Abend selbst zu und suchte – ohne GPS – den Busch ab und fand die Filmdose mit professioneller Logrolle und der Reihe von Einträgen.
Eine kleine unaktivierte Geocoin in einer Plastikfolie passte gerade noch in das Döschen. „Grüße von Albatross1901 und die Coin gehört dem nächsten Finder“ hatte ich auf einen kleinen Zettel vermerkt.
Am nächsten Tag saß ich gespannt und voller Vorfreude auf das, was jetzt geschehen würde, wie ein Spanner, wieder am Fenster. Und da kam auch schon die erste Gruppe, loggte den Fund, schaute sich die Coin an … und steckte sie wieder in die Filmdose. Aber irgendwann hat dann doch einer die Coin mitgenommen und das bunte Cachertreiben hörte mit dem Ende der Aktivitätswoche und der AG auch auf.
Überrascht war ich dann bei meinem eigenen offiziellen Cache, etwa 200 m von der Schule entfernt, einige Tage später einen found-log zu lesen: Cache mit 12 eifrigen Schülern gefunden (alle keine Muggel mehr). War sehr interessant zuzuschauen, wie diese „äußerst unauffällig“ suchten. PS: Danke schön für die kleine Überraschung und den Coin für die Schüler in einem unserer internen Verstecke. Für den Augenblick waren wir sehr verwundert. ;-)
Über ihr eigenes Geocaching-Account hat mir die Lehrerin geloggt und dann noch Grüße von der ganzen AG bestellt.
Ich muss jetzt wohl wieder ein Jahr warten, bis sich wieder Ähnliches vor meinem „Fenster zum Hof“, pardon "Fenster zum Park" abspielt. So dramatisch wie bei Hitchcock ging es ja auch wiederum nicht zu und auch optisch unterscheide ich mich ja auch geringfügig von James Stewart. Das meint jedenfalls meine Grace Kelly.

2 Kommentare:

  1. Coole Sache. Am liebsten hätte ich gerne die Gesichter von den Schülern gesehen die die Coin entdeckt hatten. XD
    Viele Grüsse Scratz172 alias Tim

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