Samstag, 25. Februar 2012

Bald klopfen sie wieder !

Earthcache GC1WW0F Besuchersteinbruch „Blumenberg“

Es gibt viele Earthcaches, bei denen man als drive-by kurz anhalten kann, die zum Loggen nötigen Antworten von einer Infotafel notiert, einen Blick auf die Felsenformation oder die sonstige geologische Besonderheit wirft, um dann schnell weiter zu fahren.
Die wirklich interessanten Earthcaches liegen meist abseits der Straßen und wollen erwandert werden. Vor Ort herrscht dann eine wohltuende Stille – sofern es sich nicht um einen Wasserfall handelt – und man kann sich ungestört den geologischen Highlights widmen – so man denn will.
Beim Besuchersteinbruch Blumenberg in der Nähe von Eichstätt in Bayern ist das anders. Ein Allosaurus, das lebensgroße Modell eines Raubsauriers, bewacht den Eingang zum Fossiliensteinbruch, damit auch niemand auf die Idee kommt, sich am Kassenhäuschen vorbei zu schleichen.
Im Steinbruch selbst herrscht reges Treiben und an jeder Ecke wird von Schatzsuchern mit Hammer und Meissel geklopft und nach Fossilien gesucht.
In den 150 Millionen Jahre alten Schichten von Kalkablagerungen eines Jurameeres fossilierten die eingeschlossenen Lebewesen. Man findet im Solnhofer Plattenkalk wie Farne aussehende Dendriten, die schneckenförmigen Körper von Ammoniten in der Größe eines Centstücks bis zum Brotlaib, Seelilien oder auch mal einen fast 1 m großen Hysocormus, einen Fisch der Jurazeit.

Der bedeutendste Fund im Solnhofener Kalk ist der Archeopteryx, der taubengroße Urvogel.
Gerade mal 12 Exemplare dieser Species sind bekannt. Jeder einzelne hat seine Geschichte. Das abgebildete „Londoner Exemplar“ wurde 1861 bei Solnhofen entdeckt und ist dann im Britischen Museum verschwunden. Da der Leiter der naturhistorischen Sammlung ein erklärter Gegner von Dawins Evolutionstheorie war und das Fossil Darwins Thesen gestützt hätte, blieb es über viele Jahre unter Verschluss.
Auch andere sind – wahrscheinlich für viel Geld – verschwunden und Glanzstück einer privaten Sammlung, an der sich nur der Besitzer, wahrscheinlich in einem geheimen Keller, erfreuen kann.
Im Besuchersteinbruch Blumberg hämmern und klopfen Profis, die vom Fund eines 13. Archeopteryx träumen, neben den Amateuren, oft ganzen Familien, die sich schon über den Fund eines kleinen Ammoniten freuen.
Das Schichtenpaket wird sorgfältig gereinigt und aus den übereinander liegenden Schichten herausgetrennt. Mit Hammer und Meißel und Hebeisen werden die dünnen Plattenschichten sorgfältig gelöst. Wie bei einem Buch wird statt Seite für Seite hier Schicht für Schicht umgeblättert. Ein prüfender Blick und meist wird die gespaltene Schichtplatte dann zur Abraumhalde transportiert. Die Profis arbeiten dabei meist im Team schnell und zügig.
Bei den Amateuren, meist Familien, geht es langsamer und gemütlicher zu. Väter diskutieren mit ihren Söhnen und wenn sie fündig geworden sind, dann hilft auch schon mal ein Profi mit Rat und Tat weiter. Im nahen Museum Bergér kann man sich vorher sachkundig machen und bei einem Rundgang lernen, welche Fossilien in diesem Steinbruch bereits gefunden wurden.
Wenn nach ein paar Stunden die Suche zu langweilig wird, können sich die Kinder auf dem Spielplatz austoben und der Vater sich im Biergarten erholen.
Die aufgefundene Fossilien - im Wert unter 5.000 Euro - werden Eigentum des Finders und können mitgenommen werden. Bei einem Archeopteryx erhält der Finder immerhin noch 50 % des Wertes. Die Chancen einen zu finden sind allerdings geringer als ein Lotto-Sechser – aber auch Fossiliensuche kann süchtig machen.
Wer einen außergewöhnlich interessanten Nachmittag im Steinbruch erlebt hat ohne einen schönen Fund zu machen, der kann am Eingangskiosk, wo es nicht nur die Gerätschaften für die Suche zu leihen gibt, auch eine kleines Fossil kaufen, um daheim Eindruck zu machen oder eine Erinnerung an seine Fossiliensuche zu haben.
Von Mai bis Oktober kann geklopft werden und bald geht es wieder los. Den Earthcache kann man übrigens das ganze Jahr über suchen und finden. Aber das wäre ja nur das halbe Vergnügen.

1 Kommentar:

  1. Wir haben etwas ähnliches gemacht, in Solnhofen (ebenfalls im Altmühltal). Dort kann man Hammer und Meissel im Bürgermeister-Müller-Museum ausleihen, die minimale Gebühr bezahlen und gleich noch das fantastische Museum besuchen.
    Gefunden hab ich leider nichts ausser, hm, "Fischknöttel" - hat aber extrem viel Spass gemacht, auch wegen der fachkundigen Beratung vor Ort
    Solnhofener Plattenkalk: http://coord.info/GC1QD69
    Man kann auch gleich die 12 Apostel mitmachen:
    12 Apostel im Altmühltal: http://coord.info/GC1RZK2
    Viel Spass!
    IR66 aus Nürnberg

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