Ich kann mir gut vorstellen, wie sich Cäsar gefühlt hat, wenn er, mit sich selbst zufrieden, die Karte des von ihm eroberten Galliens betrachtet und in der Bretagne den weißen Flecken entdeckt hat, wo das „Dorf der Verrückten“ mit Asterix und Obelix und den unbesiegten Galliern lag.
Jetzt bin ich nicht Cäsar und es gilt auch nichts zu erobern, aber irgendwie gestört hat mich der weiße Fleck auf meiner Deutschlandkarte, wo die Landkreise sich bei meiner privaten Challenge allmählich zu einem bunten Muster zusammenfügen. In der Mitte Deutschlands, im grünen Herzen, da gab es mit Eisenach und dem Wartburgkreis dieses weiße Gebilde, das es zwar nicht zu erobern, aber zu beseitigen, d.h. mit einer möglichst tiefbraunen Farbe zu füllen galt.
Die Wetterfrösche haben für die ersten Novembertage unübliche Wärme und Sonnenschein vorausgesagt – wie die sich wieder mal irren können – und so machte ich mich mit meinem Roadbook auf den Weg um die Landkreise # 333 und # 334 zu erkunden.
Die Gegend scheint ja ein Eldorado für die Liebhaber von Earthcaches zu sein. In einem Umkreis von 25 Kilometern um die Wartburg kann man fast 50 (in Worten: fünfzig) davon finden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Dichte in einer anderen Gegend übertroffen wird. Aber Masse geht hier vor Klasse und einige von den 16 von mir gesuchten würde ich in die Kategorie „Leitplanken-Earthcache“ einordnen. Da hat sich der Weg nicht gelohnt – aber das weiß man bei ECs meist erst hinterher.
Es ist schon enttäuschend, wenn man nach fast 2 km Anmarsch nichts außer einem einfachen Schild – mit sechs Zeilen Text - vor einem verwachsenen und nicht zugänglichen Steinbruch sieht, auf dem die Antworten zu den Fragen stehen. Oder man steht vor einem umzäunten Gelände bei dem nur ein Infoschild auf die geologische Besonderheit hinweist, ohne dass man durch das dichte Gestrüpp irgendetwas sehen kann. Das sind dann eher „Statistik-ECs“. Bei einem konnte ich – ohne einen nahe gelegenen Parkplatz – nur auf der Straße anhalten und für die spätere Beantwortung der Fragen bei herunter gekurbelten Fenster meines Cachemobils das Schild fotographieren. Mehr war auch nicht nötig.
Da war manches nicht so befriedigend, aber ich hab sie halt auch mitgenommen. Es gibt aber auch einige durchaus sehenswerte Earthcaches, bei denen man den gewünschten Lerneffekt hat. Der Aufschluss am Bahnhof Förtha mit dem bedeutendsten Aufschluss in West-Thüringen ist so einer, der wieder versöhnt.
Ein paar schöne Wanderrunden gibt es auch. Bei Bad Liebenstein kann ich den Panoramaweg – wo war das Panorama ? – rund um den Aschenberg empfehlen. Team JoRa & Team Alfred haben einen etwa 5 km langen Rundweg mit originellen und abwechslungsreichen 10 Tradis ausgelegt, für den ich rund 2 ½ Stunden unterwegs war. Der Bonuscache ist zeitintensiv, denn man muss quer durch Wald um ein ausgefallenes Versteck zu finden.
Als Abschluss des Folgetages war der Rundwanderweg Oberellen von Mediamarkt auf dem Programm. Der bot meist auf Feldwegen und am Waldrand auf 6 Kilometer (2 ½ Stunden) gleich 19 Döschen. Diese Dichte mag wohl der Grund sein, warum der am 11. Oktober ausgelegte Trail schon über 50 Mal abgegangen wurde und der Owner bereits einen neuen Satz Logbücher auslegen musste.
Während es in Oberellen kalt und windig war, herrschte am 3. Tag ein goldener Herbst mit klarem blauen Himmel und wärmenden Sonnenschein. Das ideale Wanderwetter für den Clausberg-Rundwanderweg von fam-kob. 19 Tradis und ein Bonus auf einer 10,9 km Runde bei 413 Höhenmetern. Mit kleineren Pausen war ich knapp 5 Stunden unterwegs. Das Interessante an dieser Runde ist die Möglichkeit, dass man – je nach Lust, Laune und Wetter – die Runde als Teilrunde abkürzen kann ohne größere Umwege zu gehen. Der Wald ist allerdings voll von Forstwegen und Pfaden und da kann man schon mal vom rechten Weg abkommen, um sich dann querwaldein wieder auf den richtigen Pfad zurück zu arbeiten.
Besonders beeindruckt hat mich ein Mordslärm, den ich zuerst nicht zuordnen konnte. Die Rotte Wildschweine, die ich vorher aufgeschreckt habe, die klang anders als sie das Weite suchte. Es waren Wildgänse, die unter großem Lärm anscheinend für den Flug in den Süden trainierten und in drei kleiförmigen Formationen über mir hinwegzogen. Mindestens 100 Vögel waren das im Formationsflug – einfach schön ... und der Fotoapparat im Auto. :-(
Auch wenn der Landkreis sich schon dunkelbraun eingefärbt hat – nach Funden, nicht Blätter – werde ich im nächsten Jahr wohl wieder in die Gegend kommen. Der Thüringer Wald kann begeisteern und es gibt ja noch ein paar andere Wandertouren. Notfalls kann man ja auch nach Nordhessen ausweichen, wo südlich von Eschwege auch einige interessante Runden warten. Am Reichensächser-GC-Wanderweg habe ich ja meinen Schweiß schon Anfang September vergossen.
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